Potsdamer Neueste Nachrichten 02.11.04

Theater ums Essen

Zu viele dicke Kinder: Zur Vorbeugung sahen Kleinmachnower Grundschüler das Stück „Henrietta“

Kleinmachnow - Wenn gesunde Ernährung so viel Spaß machen würde, wie das Theaterstück „Henrietta in Fructonia“, wäre alles gut. Die Wahrheit ist natürlich eine andere: „Iiiich!“, schreien 280 Kehlen mit der Lautstärke einer startenden Düsenjets auf die Frage: „Wer mag gern Süßes?“ Und weil das so ist, hat sich die AOK Brandenburg dieses Theaterstück ausgedacht, um Kindern auf lustige Weise klar zu machen, wie sie sich richtig ernähren. Denn die Zahl der Dicken steigt.

Gestern morgen war die Truppe in den Kleinmachnower Kammerspielen zu Gast, um den Kindern der Steinweg-Grundschule eine Vorstellung zu geben. Und noch einer war gekommen, der die Aktion gut findet: Holger Rupprecht, seit ein paar Wochen Bildungsminister von Brandenburg. Um das Problem zu verdeutlichen, hatte er auch Zahlen mitgebracht. Bei Brandenburger Schulabgängern waren im vergangenen Jahr mittlerweile gut sechs Prozent adipös, also fettleibig. Fünf Jahre vorher lag ihr Anteil noch bei 4,5 Prozent.

Fettleibigkeit gilt nicht nur als unschön. Sie begünstigt auch allerlei Erkrankungen: Erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes. Womit sich die AOK auf den Plan gerufen fühlte. Seit April wurde das Stück über 50 Mal aufgeführt, 15000 Schüler im Land haben es gesehen. Rund die Hälfte der Brandenburger Schulen haben Interesse an „Fructonia“ bekundet, im kommenden Jahr geht es in die zweite Runde.

Hauptdarstellerin ist Henrietta, die in der Schule immer müde ist und deshalb nichts mitbekommt. Zum Glück trifft sie den sprechenden Kochlöffel Herr Quassel, der ein bisschen eitel ist, aber fast alles über gesunde Ernährung weiß. Gemeinsam besuchen sie Zirkusvorstellungen, treffen tanzende Kiwis, akrobatische Mohrrüben und den Zauberer Banano Banini. Es wird gesungen und geblödelt, das Publikum wird mit einbezogen, und immer sind ein paar der gründen Logos der Krankenkasse im Bühnenbild untergebracht.

Ohne erhobenen Zeigefinger, wie Minister Rupprecht lobte, bekommen die Kinder mit, dass Bewegung und Obst gut für sie sind, Pommes Frites dagegen nicht so. Dann ziehen die Schauspieler sich schnell um und machen ein kleines Frage-Antwort-Spiel mit den Kindern, damit das neu erworbene Wissen sich besser einprägt. Alles kann in so kurzer Zeit freilich nicht vermittelt werden. Dass viel Brot essen gesund ist, heißt es mehrmals. Nicht aber, dass damit kein Weißbrot gemeint ist.

Und so sind die Lehrer aufgerufen, das Thema anschließend im Unterricht aufzugreifen. Claudia Rudloff hat das mit ihrer 2e auch vor: mal ein Frühstück veranstalten in der Klasse, selber Obstsalat schnippeln, hat sie sich vorgenommen. Alles ganz praktisch: „Mit Vitaminen und solchen Sachen kann man den Kleinen ja noch nicht kommen.“Volker Eckert