Potsdamer Neueste Nachrichten 07.10.04
Abschied aus Kleinmachnow?
Das neueste Gutachten empfiehlt, die Kreisvolkshochschule künftig allein von
Belzig aus zu verwalten
Kleinmachnow - Wird der Kreisvolkshochschule in Kleinmachnow langsam der Hahn
zugedreht? Diese Befürchtung hegen langjährige Dozenten und Kursteilnehmer,
nachdem Einzelheiten eines jüngst im Kreisbildungsausschuss vorgestellten
Gutachtens einer Wirtschaftsberatungsfirma bekannt wurden. Darin wird
empfohlen, die Verwaltung der Schule künftig in Belzig zu konzentrieren und die
Regionalstelle in Kleinmachnow zu schließen, um Kosten zu sparen.
Hier kümmert sich seit Jahren Angelika Reichel-Selinski als Leiterin der
Regionalstelle im Gebäude der Kreismusikschule am Weinberg um die Organisation
der Kurse unter stetig komplizierter werdenden Bedingungen. Zwar wurden im Jahr
2000 Synergieeffekte versprochen, als der Landkreis die Trägerschaft für
Kreismusik- und Kreisvolkshochschule an die kreiseigene Akademie für Bildung
und Umschulung (ABU) übergab. Die Kursteilnehmer hätten jedoch nur verspürt,
dass der Gürtel immer enger geschnallt werden musste, berichtet die
Kleinmachnowerin Barbara von Wysocki. Jahrelang hatte sie in Kleinmachnow an
einem Französisch-Kursus teilgenommen. Jetzt musste er aufgelöst werden, weil
die neuerdings geforderte Mindestzahl von zwölf Teilnehmern nicht erreicht
wurde. „Wir hätten den Kurs vielleicht retten können, wenn wir einfach die
Gebühren für zwölf Teilnehmer gezahlt hätten, doch das würde die finanziellen
Möglichkeiten der meist älteren Teilnehmer übersteigen“, bedauert die
Kleinmachnowerin. Jetzt versuchen die Französischschüler, ihren Kurs auf
privater Ebene weiter zu führen, doch eine Lösung ist noch nicht gefunden.
Mit der Organisation der Kreisvolkshochschule
in Kleinmachnow waren die Teilnehmer ihrer Gruppe stets zufrieden. „Ich kann
mir nicht vorstellen, dass diese Qualität gehalten wird, wenn die
Ansprechpartner ausschließlich in Belzig sitzen“, befürchtet Barbara von Wysocki,
die gegenwärtig noch an einem Gymnastikkurs der Kreisvolkshochschule teilnimmt.
Diese Bedenken teilen auch viele Dozenten wie Inge Mattigk, die seit gut zehn
Jahren Englisch an der mittelmärkischen Kreisvolkshochschule unterrichtet. Ihre
Erfahrung: „Für die Kursteilnehmer ist die persönliche Beratung vor Ort sehr
wichtig. Wenn es sie nicht gäbe, würde der Standort entscheidend geschwächt.“
Vielmehr müsste die Präsenz in Kleinmachnow weiter ausgebaut werden, weil hier
mit Abstand die meisten Unterrichtsstunden gegeben werden. Laut Auskunft von
Angelika Reichel-Selinski werden im laufenden Semester 1400 Stunden erbracht,
in Brandenburg und Belzig lediglich je rund 720 Stunden.
Ob und in welchem Umfang die Empfehlungen der Gutachter umgesetzt werden,
entscheidet sich in den nächsten Monaten. Landratsamt und Kreistag werden sich
intensiv mit den Vorschlägen beschäftigen, hieß es auf dem jüngsten
Kreisbildungsausschuss. Im Zuge dieser Diskussion wird sich auch die weitere
Zukunft der Kreismusikschule entscheiden. Von deren Elternvertretern wurde
bereits der Vorschlag eingebracht, Musikschule und Kreisvolkshochschule künftig
ohne ABU von einer eigenen, gemeinsamen GmbH verwalten zu lassen. Auf diese
Weise, so hieß es, wäre es durchaus möglich, in dem vom Kreistag vorgegebenen engen
Finanzrahmen weiterzuarbeiten. Laut Haushaltssicherungskonzept wird die
Musikschule künftig nur noch mit 450000 Euro und die Volkshochschule mit 150000
Euro im Jahr unterstützt.