Potsdamer Neueste Nachrichten 04.06.04

Geschichte wartet auf ihre Zukunft

Die ehrgeizigen Pläne für den Wiederaufbau der Alten Hakeburg liegen auf Eis. Verkauf der Bäkemühle?

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow - Die Idee, die Alte Hakeburg wieder aufzubauen, löste in Kleinmachnow nahezu Euphorie aus. Schon ein Jahr nach seiner Gründung präsentierte im Frühjahr 2002 der Förderverein „Alter Dorfkern Kleinmachnow“ ehrgeizige Entwürfe Potsdamer Architekturstudenten, wie der Gutshof mit dem Schloss der Hake-Familie und die alte Burg wieder hergerichtet werden könnten. „Ich merke, dass der Wiederaufbau der Hakeburg ein Thema ist, das viele bewegt“, freute sich Brandenburgs Ex-Kultusminister Hinrich Enderlein, einer der Mitbegründer des Fördervereins. Heute, zwei Jahre später, zieht Ernüchterung ein.

Zwar haben die archäologischen Untersuchungen des freigelegten Burggewölbes ergeben, dass der Wiederaufbau möglich ist. Doch erfuhren die Vorstellungen für eine Nutzung und die damit verbundene Finanzierung nicht das gewünschte Ergebnis. Der eigentliche Plan war: Keller und Erdgeschoss der Alten Hakeburg sollten für Gastronomie genutzt werden. Durch einen Verbindungsbau sollte ein Anschluss an die benachbarte Bäkemühle hergestellt werden. Deren Betreiberin, die Alpina AG, sollte auch die Bewirtschaftung in der Alten Hakeburg übernehmen. Von den Investitionskosten sollte die Alpina AG die Hälfte tragen – 700 000 Euro. Zudem ist das Grundstück für den Verbindungsbau Eigentum der Alpina AG. Doch inzwischen winkt deren Vorstand Hans-Jürgen Klaus ab. „Wir haben in einem Gutachten die Wirtschaftlichkeit prüfen lassen: Es rechnet sich nicht.“ Daher hat die Alpina, eigentlich eher ein traditionsreiches Gartenbau-Unternehmen als ein Restaurantbetreiber, die Hakeburg-Idee „auf Eis gelegt“, wie Klaus gegenüber den PNN erklärt. „In ohnehin schlechten Zeiten würde es nur noch schlechter werden“, zitiert Klaus die Wirtschaftsstudie. Für die „kleine Baulichkeit“ der Alten Hakeburg – sie nimmt lediglich ein Fläche von 275 Quadratmeter ein – würde sich der Aufwand für die Alpina nicht rechtfertigen. Um das Wiederaufbau-Projekt dennoch nicht zu behindern, wäre für Klaus der Verkauf der Bäkemühle denkbar. „Wenn der Preis stimmt …“, so seine Offerte an den Förderverein.

Dessen Vorstandsmitglied Alexander Gérard hat – anders als Alpina-Vorstand Klaus - eine Weinstube in der Alten Hakeburg als gastronomische Ergänzung und Stärkung zur Bäkemühle gesehen. Durch den Rückzug der Alpina AG gestalte sich „die Sache nicht ganz einfach“, räumt Gérard nun ein. Der kühne Wunsch, bereits 2003 mit dem Wiederaufbau beginnen zu können, hat sich ohnehin nicht erfüllt. Ohne Nutzungskonzept jetzt den zeitlichen Fortgang einzuschätzen, „ist schwer“, so der Hamburger, der durch den Familienbesitz des Gérard’schen Landes an der Stadtgrenze zu Berlin Kleinmachnower Wurzeln hat.

Nach Abschluss der archäologischen Recherchen und der Baugrunduntersuchung in diesem Frühjahr ist das Projekt an sich reif zur Umsetzung. „Die Baugenehmigungsplanung ist zu drei Vierteln auf den Weg gebracht“, bilanziert der renommiere Architekt Jürgen Padberg, der bereits an der Sanierung des Brandenburger Doms gewirkt hat und sich nach anfänglicher Skepsis dem originalgetreuen Wiederaufbau der Alten Hakeburg annahm. Das Zögern der Alpina AG ist Padberg nicht ganz verständlich. „Ich habe die Idee so begriffen, dass es für alle Beteiligten ein Schritt nach vorn sein kann.“

Den gesamten ursprünglichen Dorfkern zu entwickeln – wie es übrigens auch Alpina-Vorstand Klaus für lukrativ hält – haben sich die Förderer ins Vereinsstatut geschrieben, doch von Beginn an einen langen Atem angemahnt. Als erstes sichtbares Zeichen soll die Alte Hakeburg aufgebaut werden. Vor allem durch private Geldgeber will der Förderverein den Aufbau bezahlen. Vor zwei Jahren präsentierte er dafür ein Sponsorenkonzept. Der Name eines jeden Spenders, der mehr als 250 Euro stiftet, soll in Ziegelsteine graviert werden, die für den Burgbau verwendet werden. Bislang fließen die Spenden spärlich. „Denn wir können leider gar nicht sagen, was gefördert werden soll“, bedauert Gérard. Statt gravierter Ziegelsteine präsentiert das freigelegte Fundament Kleinmachnower Geschichte, die weiter auf ihre Zukunft wartet.

Die Errichtung der Alten Hakeburg wird noch vor das 1375 datiert. Im 2. Weltkrieg erlitt sie einen Bombentreffer, 1946 wurde sie abgerissen. Zum Gut der Familie von Hake gehörte auch das Schloss Machnow, das vom Schinkel-Lehrer David Gilly gebaut wurde. Im Herbst 2001 gründete sich der Förderverein „Alter Dorfkern Kleinmachnow“. Zu den Gründungsmitgliedern zählen u.a. Bürgermeister Wolfgang Blasig, Ex-Kultusminister Hinrich Enderlein, Peter Gärtner, Dieter Langhein und Alexander Gérard. Hansulrich von Zimmermann, ein Nachfahre des Hake-Geschlechts erklärte 2002 bei seinen Restitutionsansprüchen auf das ehemalige Gut den Verzicht auf das Grundstück der Alten Hakeburg. Das Areal wurde der Gemeinde zugeordnet, die es der GeWoG zur Verwaltung übergeben hat. Auch Hansulrich von Zimmermann wurde Mitglied des Fördervereins. Im Mai 2002 präsentierten Studenten der Fachhochschule Potsdam Entwürfe zur künftigen Gestaltung des Gesamtareals des alten Dorfkerns inklusive des Wiederaufbaus der Alten Hakeburg und des Schlosses. Im Juni begann die Freilegung der Überreste der Burgruine und die archäologischen Untersuchungen. Derzeit wird das Baugenehmigungsverfahren vorbereitet.