Potsdam - Mittelmark

15.01.2004

 

 



Bäume pflanzen fürs grüne Erbe

Agenda-Gruppen suchen neue Wege zu mehr Nachhaltigkeit in Kleinmachnow und denken dabei an „Baumschulen“

Kleinmachnow. Jeder Schulanfänger des Ortes sät einen Baum, hegt und bewässert ihn, um das Bäumchen nach sechs Jahren in den eigenen Garten zu pflanzen. Spontanen Beifall gab es für diesen Vorschlag des Gemeindevertreters Christian Grützmann (Bündnis 90/Grüne) beim Treffen der Kleinmachnower Agenda-Gruppen am Dienstag.

War zuvor aus einzelnen Berichten der sechs Arbeitsgruppen noch die Sorge heraus zuhören, nicht genügend Bürger für das grüne Erbe des Ortes sensibilisieren zu können, kam mit diesem Vorschlag wieder Zuversicht in die Diskussion. Mit solchen „Baumschulen“ könnte nicht nur das Interesse von Kindern an ihrer unmittelbaren Umgebung geweckt, sondern der Charakter Kleinmachnows als Gartenstadt erhalten werden. Als Elternvertreter der Waldorfschule erklärte sich Gunnar Hille bereit, die Idee aufzugreifen. „Wenn die Waldorfschule auf dem Gelände der Obstplantage den Auftakt für diese Aktion übernimmt, folgen vielleicht die anderen Schulen", hofft Hille und Georg Heinze von der GPG Alpina schenkte ihm gleich ein Tütchen mit Samen.

Mehr Augenmerk auf den privaten Bereich lenken, hält auch Agenda-Mitglied Wolfgang Hirte für erforderlich, um den Charme des Ortes zu erhalten. Denn der Ruf der Gartenstadt ist längst gefährdet. „Kleinmachnow gilt bereits als Villenvorort von Berlin", meint er, im Ort sei nicht mehr viel Raum für Naherholung. „Am Bannwald wird herumgeschnippelt und hineingesiedelt." Dazu beigetragen hätte die Verdichtung der Siedlungen, ebenso Abholzungen. Aber auch Stürme würden den Altbestand der Bäume gefährden, so Hirte. Jeder Bürger könne selbst tätig werden, meinte SPD-Ortschef Jens Klocksin: „In jeden Garten gehört eine Kiefer, weil das ein typischer Baum dieser Region ist". Klocksin ermunterte die sechs Agendagruppen, in der Öffentlichkeit noch mehr für ihre Themen und Vorhaben zu werben, vor allem bei den neuen Gemeindevertretern. „Dazu ist auch der politischer Wille notwendig", wandte Frank Musiol von der Agendagruppe Landschafts- und Naturschutz ein. Er erinnerte an die Mühen der Gruppe, den Bannwald unter Schutz zu stellen. Viel Arbeit hätten sie in eine Bestandserfassung investiert und Maßnahmen vorgeschlagen, wie der Grünzug erhalten werden könne. Nachdem kein Konsens erreicht wurde, arbeite die Gruppe zwar weiter am Thema. Schwer sei es aber inzwischen alle Mitstreiter zu bewegen, erneut Gespräche mit Gemeindevertretern aufzunehmen, so Musiol. Auch Barbara Sahlmann (Bündnis90/Grüne) bedauerte, dass bisher kein einziger Schritt des Konzeptes umgesetzt wurde. Sie forderte deshalb mehr Mitspracherecht für die Agendagruppen.

Als Erfolg werteten alle Gruppen die Arbeit des neuen Agendabüros, „da alle ehrenamtlich arbeiten, hilft uns das enorm". Beim Thema alternativen Energien gebe es Teilerfolge. Eine Solaranlage werde zwar vorläufig noch nicht auf dem Dach des neuen Bürgerhauses installiert, wie Ingo Birkholz von der Gruppe Klimaschutz informierte, aber die Dachdurchgänge für einen nachträglichen Einbau sind bereits vorgesehen. Auch die jährlichen Müllsammelaktionen von CDU und SPD im Bannwald seien positive Ergebnisse. Aber vor allem die Gruppe Wandern und Touristik kann bereits eine Menge vorweisen. Neben Wanderheften mit erlebnisreichen Routen durch den Ort, werden demnächst Tafeln aufgestellt, die Spaziergänger über Flora und Fauna aufklären. Viel Anerkennung gab es am Dienstagabend für die Entwürfe der Tafeln, die im Frühjahr aufgestellt werden. Um diese Arbeit präsentieren zu können, regte die bündnisgrüne Nina Hille einen Volkswandertag an.

Fast optimistisch resümierte Agenda-Pionier Walter Haase: „Durch unser ewiges Nerven sind wir schon weiter und hatten auch schon freundliche Gespräche mit dem Bürgermeister". Allerdings sieht Haase im Gegensatz zu Bürgermeister Blasig, die Kommune weit davon entfernt schon eine Bürgerkommune zu sein. K. Graulich