MAZ 30.09.09
KLEINMACHNOW -
Die meisten Kleinmachnower werden Max Reimann nicht kennen. Die Straße, die im
Ort nach ihm benannt ist, führt zum Freibad und ist fast 20 Jahre nach dem Ende
der DDR Gegenstand eines CDU-Antrags, der jetzt in den Gemeindegremien
diskutiert werden soll.
Die CDU schlägt vor, die Max-Reimann-Straße in Schopfheimer Straße umzubenennen – eine Art
Dankeschön an die badische Partnerstadt Schopfheim, die am 18. September eine
freilich noch namenlose Straße „Kleinmachnower Ring“ taufte. Der Vorstoß der
CDU sorgt allerdings für Zündstoff. Reimann, dessen Name verschwinden soll, war
Kommunist, saß in der Nazi-Zeit im Konzentrationslager und war nach dem Krieg
in Westdeutschland Vorsitzender der KPD – das Bundesverfassungsgericht stufte
den SED-Westausleger 1956 als verfassungsfeindlich ein.
„Für mich verbinden sich mit dem Antrag zwei Anliegen“,
sagt Initiator Maximilian Tauscher (CDU), der der Namensgebung in Schopfheim
beiwohnte. Die Umbenennung sei ein Ausdruck der gewachsenen Beziehung zwischen
den beiden Partnerkommunen. Zugleich macht Tauscher keinen Hehl daraus, dass es
für ihn an der Zeit ist, „Relikte der politischen Indoktrination“ aus SED-Zeiten
in Kleinmachnow zu beseitigen.
Tauscher erinnert daran, dass Reimann als Mitglied des
Parlamentarischen Rates 1949 gegen das Grundgesetz stimmte. „Wir können nicht
auf der einen Seite über 60 Jahre Grundgesetz jubeln und dann jene ehren, die
Außenposten der SED in der alten Bundesrepublik waren“, so der CDU-Abgeordnete.
Für Thomas Singer (Linke) sind das Kämpfe aus der Zeit des
Kalten Krieges, mit denen man in Brandenburg keine Punkte machen könne. Die CDU
wolle „entsorgen, was sie stört“ – der Schopfheim-Bezug sei da nur Vorwand.
Auseinandersetzung mit Geschichte sehe anders aus. „Wir werden sagen: Wir
machen eine Schopfheimer Straße, aber woanders“,
kündigt der Linken-Abgeordnete an. Singer erinnert daran, dass Reimann im
Nazi-Reich im illegalen Widerstand war und sein Leben aufs Spiel setzte, „als
andere ihre Blumen pflegten“. Er hält auch entgegen, die CDU-Abgeordneten
hätten die Rede Reimanns zum Grundgesetz nicht gelesen. Der KPD-Chef habe 1949
das Grundgesetz abgelehnt, weil eine Verabschiedung für die West-Gebiete aus
seiner Sicht die Spaltung Deutschlands bedeutete. Axel Mueller (Grüne) hält den
CDU-Vorstoß für überstürzt. Bei Max Reimann habe er auch eine gewisse
Befindlichkeit, weil der wie Thälmann im Widerstand gegen die Nazis war. Bilderstürmerei
wie Anfang der 1990er Jahre, als viele Straßen umbenannt wurden, sei keine
geeignete Form. Es gebe in Kleinmachnow auch Straßen, deren Namen nicht
sinnvoll hinterlegt sei – etwa die Straße der Jugend, die auch Schopfheimer Straße heißen könne. Mueller: „Wir sollten es
in Ruhe besprechen und vielleicht zur Bewertung einen Historiker hinzuziehen.“
(Von Jens Steglich und Ulrich Wangemann)