MAZ 05.06.09

 

BAUEN: Altenheimbau wird immer undurchsichtiger

Kleinmachnower Hauptausschuss nimmt geplante Pflegeeinrichtung am Montag unter die Lupe

KLEINMACHNOW - Mit Spannung erwarten Gemeindevertreter und Bürger die Sitzung des Kleinmachnower Hauptausschusses am kommenden Montag. Die Verwaltung will über den umstrittenen Bauantrag für ein Alten- und Pflegeheim an der Förster-Funke-Allee informieren. Wie berichtet, soll gegenüber des Rathausmarktes ein 130 Meter langer viergeschossiger Riegel mit 159 Plätzen entstehen. Der Bebauungsplan für das Gelände stammt aus dem Jahr 2001. Damals wurden Einzelgrundstücke so zusammengelegt, dass der von vielen Beobachtern als überdimensioniert empfundene Bau möglich wurde. Eigentümer der Grundstücke war das Unternehmen Kondor Wessels. Die Pläne lagen allerdings bis vor wenigen Wochen auf Eis, weil sich bislang kein Betreiber für das Seniorenheim fand. Nach MAZ-Informationen steht dieser aber jetzt bereit: Die in Köln ansässige Senioren-Residenzen Betriebsgesellschaft „Senvital GmbH“ will offenbar das Heim führen.

Senvital betreibt in Deutschland bereits drei ähnliche Einrichtungen mit insgesamt 459 Pflegeplätzen. Für neue Standorte kommen nach Unternehmensangaben nur Gemeinden mit mindestens 10 000 Einwohnern in Frage. Außerdem sollen die Heime für 100 bis 140 Betten ausgerichtet sein, „auf maximal vier Geschossen“. Kleinmachnow würde diese Kriterien ideal erfüllen.

Inzwischen liegt der Kreis- und Gemeindeverwaltung auch der Bauantrag für das Seniorenheim vor. Gemeindevertreter und Anwohner, die Einsicht nehmen konnten, beklagen, dass der Bau noch größer werden soll als geplant. Es war der CDU-Politiker Ludwig Burkardt, der daraufhin Alarm schlug und die Behandlung im Hauptausschuss erzwang. Dem Vernehmen nach soll die Gemeinde öffentliche Verkehrsflächen wie Fußwege an Kondor Wessels verkauft haben, damit das Grundstück scheinbar größer und eine massivere Bebauung möglich wird. Burkardt will heute Einsicht in die Verkaufsakten nehmen.

Nach MAZ-Informationen hat Kondor Wessels das Gelände an eine bulgarische Firma mit Sitz in Sofia verkauft, die als Investor auftritt. Die deutsche Adresse dieser Firma führt allerdings nach Kleinmachnow zurück . Es ist die Anschrift, die auch Kondor Wessels nutzt. (sti)

MAZ 05.06.09

Reinigendes Gewitter

Jürgen Stich über ein Bauwerk, das in Kleinmachnow für einige Aufregung sorgt.

Stunde der Wahrheit in Kleinmachnow – am kommenden Montag wird die Verwaltung im Hauptausschuss über den umstrittenen Bau eines Alten- und Pflegeheims an der Förster-Funke-Allee informieren. Dabei geht es gleich um mehrere Aspekte: Das viergeschossige Gebäude mit einer Länge von 130 Metern soll gegenüber des Rathausmarktes, also mitten im Zentrum entstehen. Ein solcher „Brummer“ würde die bisherigen Dimensionen der dortigen Architektur sprengen. Viele Bürger sprechen jetzt schon von einer Bausünde, die nur möglich ist, weil Politik und Verwaltung in den vergangenen Jahren gemeinsam den Weg dafür bereitet haben. Es geht aber auch um Planungstricks, mit denen es jetzt sogar möglich werden soll, noch größer zu bauen. Ein Unding, wenn man bedenkt, dass in Kleinmachnow von Bauquantität auf Bauqualität umgesteuert werden muss. Drittens steht die enge Verzahnung der Gemeinde mit einem Bauunternehmen auf dem Prüfstand, das die Entwicklung des Ortes entscheidend mit geprägt hat. Unumstritten war diese Verbindung nie – aber erst jetzt drängen die Gemeindevertreter darauf, die ganze Wahrheit zu erfahren. Zu erwarten ist am Montag also ein reinigendes Gewitter. Bleibt es aus, haben alle Beteiligten eine einmalige Chance verpasst.