MAZ 23.05.09

 

WISSENSCHAFT: Natürliche Mittel gegen Schädlinge

Landwirte erhalten nützliche Hinweise im Netz

KLEINMACHNOW - Bio-Lebensmittel sind bekanntlich immer häufiger gefragt. Der ökologische Landbau breitet sich aus. Wissenschaftler des „Julius-Kühn-Instituts – Bundesinstitut für Kulturpflanzen“ in Kleinmachnow gehen allerdings davon aus, dass mit Sicherheit bei immer großflächigerem Anbau und weitgehendem Verzicht auf Pflanzenschutzmittel das Auftreten und die Wirkung von Krankheitserregern und Schädlingen zunehmen dürfte.

Gegen all die Unkräuter, Viren, Bakterien, Pilze, Läuse, Raupen und Käfer anzukommen, ist für Öko-Landwirte nicht einfach, dürfen sie doch weder gentechnisch veränderte Pflanzen noch synthetisch hergestellte Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel verwenden. Vielmehr müssen sie zunächst alles tun, um Schädlingsbefall vorzubeugen, sei es durch pflanzengerechte Standortwahl, weniger enge Fruchtfolge, Anbau der jeweils schädlingsresistentesten Sorte, intensive Bodenbearbeitung, optimale organische Düngung oder Bepflanzung von Feldrainen zur Förderung der Entwicklung „schädlingsfressender“ Nützlinge. Erst wenn solche Präventions- und Bio-Regulierungsmaßnahmen nicht helfen, darf der Öko-Landwirt Bekämpfungsmittel einsetzen, aber auch nur solche pflanzlichen, tierischen, mikrobiellen oder mineralischen Ursprungs. Bei der Bewältigung dieses beachtlichen gesetzlich festgelegten Anforderungskatalogs haben die Öko-Bauern allerdings auch hier in der Region einen wissenschaftlichen Verbündeten: die Außenstelle Kleinmachnow des Julius-Kühn-Instituts am Stahnsdorfer Damm.

Schon vor vier Jahren haben die Kleinmachnower damit begonnen, den Landwirten über eine Online-Datenbank mit heutiger Adresse „ALPS-jKi“ umfassende Informationen zu nichtchemischen Pflanzenschutzmaßnahmen zur Verfügung zu stellen.

„Indem wir das vorhandene Wissen bündeln, für die Datenbank aufbereiten und öffentlich zugänglich machen, tragen wir mit dazu bei, die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel zu verringern“, sagt Projektleiterin Petra Seidel. Und die Biowissenschaftler, die zum Beispiel selbst über Getreideerkrankungen, Wurzelunkräuter oder Vermeidung des Eindringens gebietsfremder Schädlinge forschen, haben bis heute Wort gehalten. Ihre Online-Datenbank ist hochaktuell und für Landwirte und Kleingärtner handlich.

Unter „Kultur: Kartoffel“, „Schadorganismus: Kartoffelkäfer“ erhält man nützliche Informationen über den Lebenszyklus des Käferschädlings und damit auch, wann und wie er sich am besten bekämpfen lässt. Unter „Maßnahmen“ werden Bekämpfungsmittel vorgestellt, die meist einen Mix aus „Pyrethrinen“ und Rapsöl darstellen. Pyrethrine sind keine „Chemie“, sondern Extrakte aus Chrysanthemen-Blütenköpfen, die den Schädling vergiften.

Zum angekündigten Mittel liefern die Wissenschaftler gleich neueste Forschungsergebnisse hinzu. So warnen sie zum Beispiel vor einem der Mix-Mittel: „Von einer Kartoffelkäferregulierung mit ’Spruzit neu’ in intensiven Kartoffelanbauregionen ist abzuraten.“ Für den Fall des Einsatzes von „Novodor FC“, das als wirksame Komponente ein für den Käfer fraßstoppendes Toxin des Bacillus thuringiensis enthält, empfehlen die Kleinmachnower eine Kopplung mit „NeemAzal-TS“.

So wie in Sachen Kartoffelkäfer kann man sich durch eine bunte Schädlingswelt hindurchklicken und wird immer wieder wissenschaftlich begründete Anregungen für die Sicherung der Ernteerträge und die Gewährleistung gesunder, qualitativ hochwertiger Nahrungsmittel finden. (Von Armin Klein)