MAZ 01.04.09

 

FORSCHUNG: Herber Verlust für Wissenschaftsregion

Geologen verlassen Kleinmachnow

KLEINMACHNOW - Nun ist es endgültig so weit: Heute ziehen 30 Geologen der Kleinmachnower Außenstelle des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe am Stahnsdorfer Damm (LBGR) nach Cottbus um. Dort befindet sich die Zentrale der Behörde. Die Gemeinde verliert damit eine Fachbehörde, die sich im Auftrage des Wirtschaftsministeriums in erster Linie als geologischer Dienstleister für Landes- und Raumplaner, Bauinvestoren, Ingenieurbüros, Naturschützer und andere Interessenten versteht. Doch alle dafür gedruckten, digitalisierten und ins Internet gestellten Datenmaterialien beruhen auf landesweiten geologischen Erkundungen, die besonders auch von den Mitarbeitern der 1992 in Kleinmachnow als „Landesamt für Geowissenschaften und Rohstoffe“ gegründeten und 2004 mit der Cottbuser Bergbauverwaltung zum LBGR vereinigten Fachbehörde realisiert wurden.

So ist der Umzug auch für die Wissenschaftslandschaft rund um Potsdam ein herber Verlust. „Wir haben zwar keine Forschung im eigentlichen Sinne betrieben, aber in den 17 Kleinmachnower Jahren landesweit vielfältige geologische, geochemische, hydrologische, bodenmechanische und andere Untersuchungen durchgeführt, um stets eine qualifizierte Fachberatung für die Wirtschaft und die Landesplanung gewährleisten zu können“, betont LBGR-Vizepräsident Werner Stackebrandt kurz vor dem Wegzug. Tatsächlich zeugen 400 wissenschaftliche Beiträge in den seit 1994 erschienenen 20 Bänden der hauseigenen Zeitschrift „Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge“ von intensiver wissenschaftlicher Arbeit der Kleinmachnower und ihrer Kooperationspartner.

Hinzu kommen 183 öffentliche wissenschaftliche Veranstaltungen der Reihe „Kleinmachnower Gespräche“. Besonders ist der hochinformative „Atlas zur Geologie von Brandenburg“ mit umfangreichen bebilderten geologischen und geohistorischen Texten sowie 43 ausführlich kommentierten Karten hervorzuheben. Allein 30 Kleinmachnower Geowissenschaftler haben an dem großformatigen praktikablen Atlas jahrelang mitgewirkt.

Um ein solches Kartenwerk zu entwickeln, galt es nicht nur, umfangreiche Archivstudien an Dokumenten und in Wünsdorf lagernden Gesteinskernen von mehr als 100 000 Bohrungen vorzunehmen. Eine bedeutende Informationsquelle waren und sind „Live-Geländeaufnahmen“ bei Wind und Wetter. Im ganzen Land wurden zum Beispiel für Bodenkarten Tausende „Aufgrabungen“ durchgeführt, wurde bis in zwei Meter Tiefe Schicht um Schicht freigelegt, wurde beobachtet, fotografiert, gezeichnet und tabellarisch notiert. Man entnahm Schichtproben und bestimmte Korngrößen. In Labors wurden physikalische Eigenschaften ermittelt sowie chemische Analysen gemacht.

Schließlich erhielten die Kleinmachnower Forscher auf diese Weise Aussagen über Verwitterungsgrad und Erosionsgefährdung des Bodens, über Farbgebung und Feuchtigkeit, Durchlässigkeit für Wasser und Luft und über das Speichervermögen für giftige Schwermetalle. In Kleinmachnow entstanden außerdem Geologiekarten zur 400 000 Jahre zurückreichenden Entstehungsgeschichte brandenburgischen Gesteins. Die Außenstelle koordinierte von 1994 bis 2003 zudem ein geowissenschaftliches Gemeinschaftsprojekt von acht europäischen Ländern zum Bewegungsverhalten der Erdkruste. (Von Armin Klein)