MAZ 05.03.09

 

BILDUNG: Waldorf-Kita muss um Neubau zittern

Verwirrung um Grundstück auf dem Kleinmachnower Seeberg

KLEINMACHNOW - Die Internationale Schule Berlin-Brandenburg hat überraschend ein Vorkaufsrecht für ein Gelände auf dem Kleinmachnower Seeberg in Anspruch genommen, auf dem eine Waldorf-Kindertagesstätte errichtet werden soll. Das bestätigte gestern Geschäftsführer Burkhard Dolata auf Nachfrage der MAZ.

Das rund 3500 Quadratmeter große Areal war im Januar von der Gemeinde für 177000 Euro erworben worden, Verkäuferin war die Waldorfschule, die ebenfalls auf dem Seeberg ansässig ist. Die Kommune plante, auf dem Grundstück ein Kita-Gebäude mit 90 Plätzen zu errichten – Kostenpunkt: 2,5 Millionen Euro.

Das Konstrukt geht auf eine Vereinbarung aus dem Jahr 2006 zurück. Damals verkaufte die Internationale Schule als Eigentümerin fast des gesamten Seebergs Gelände an die Waldorfschule. Ein Teil davon war als Baugrundstück für eine Kita vorgesehen. „Unser Vorkaufsrecht ist notariell festgelegt worden, um die Nutzung des Areals für Bildungszwecke abzusichern“, so Dolata.

Obwohl nun aber die Gemeinde diese Auflage erfüllen wird, hat sich die Internationale Schule laut Dolata entschlossen, das Vorkaufsrecht einzufordern. Hintergrund sei die „existenzielle Notlage“ der Schule, so der Geschäftsführer. Weil trotz jahrelanger Debatte immer noch kein Bebauungsplan für den Seeberg vorliege, könne die Einrichtung „nicht wachsen“. Die bisherigen Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe in den Standort auf dem Seeberg würden sich aber nur dann rechtfertigen lassen, wenn die Schule sich baulich weiterentwickeln könne.

„Die Banken haben nun gefordert, dass wir alles sichern, was wir an Grund und Boden auf dem Seeberg für uns in Anspruch nehmen können“, sagte Dolata. Diese „Bestands- und Existenzsicherung“ bedeute aber nicht, dass die Waldorf-Kita nicht doch noch gebaut werden könne. „Wir wollen damit auch keine Drohkulisse für die Gemeindevertreter aufbauen, aber es kann auch nicht angehen, dass der Seeberg-Bebauungsplan trotz gegenteiliger Versprechungen immer wieder torpediert wird“, so Dolata. Zuletzt war das Planwerk Anfang Februar im Hauptausschuss mehrheitlich abgelehnt worden.

Ob das Vorkaufsrecht juristisch haltbar ist, will nun die Waldorfschule prüfen lassen. „Wir haben das an unsere Rechtsanwälte gegeben“, sagte Geschäftsführerin Katrin Falbe gestern. sti

 

MAZ 05.03.09

 

Abrüstung

Jürgen Stich über den leidigen Stillstand auf dem Seeberg

Zwischen Kleinmachnower Gemeindevertretung und Internationaler Schule sind die Fronten verhärtet. Die Bildungseinrichtung besitzt große Teile des Seebergs, saniert alte Bestandsbauten und strebt eine Erweiterung ihrer räumlichen Kapazitäten an. Dagegen will eine Mehrheit der Abgeordneten möglichst viel Grün auf dem Berg erhalten und verfolgt deshalb mit Argusaugen die Planspiele der Schule. Beide Seiten haben Druckmittel in der Hand. So droht die Internationale Schule nun indirekt damit, ein Grundstück auf dem Seeberg einzufordern, das die Gemeinde erst unlängst erworben hatte, um dort eine Kita zu bauen. Umgekehrt verweigern die Abgeordneten hartleibig ihre Zustimmung zum Seeberg-Bebauungsplan, ohne den auf dem Hügel nichts geht. Vom Streit in Mitleidenschaft gezogen sind auch die Waldorfschule und die Eigentümer der Hakeburg. „Rien ne va plus“ – Stillstand ist angesagt.

Es ist abzusehen, dass es ohne „Abrüstungsverhandlungen“ langfristig zum großen Knall in Kleinmachnow kommen wird. Weil sich das niemand wünscht, wäre es ratsam, einen Vermittler einzuschalten, der nach Anhörung beider Seiten einen Kompromissvorschlag machen könnte. Eine geeignete Person lässt sich in Kleinmachnow wohl sicherlich finden.