MAZ 26.02.09
POTSDAM -
Einige hatten erwogen, mit einem Sarg am Landtag vorzufahren – nach dem Motto:
Wenn ihr so weitermacht, tragen wir die Bildung im Lande zu Grabe. Doch dann
hat die Elterninitiative Falkensee umdisponiert und sich für frische Tulpen
entschieden. Und für Blumensamen – Kapuzinerkresse zum Aussäen und Verzehren.
Auf dass die kleinen Pflänzchen die Landtagsabgeordneten immer an die
Verantwortung für die Bildung der heranwachsenden Generation erinnern mögen.
6316 Unterschriften – verpackt in einem Geschenkkarton –
überreichte eine Delegation von Elternvertretern aus Falkensee, Birkenwerder
und Kleinmachnow gestern vor Beginn der Landtagssitzung an Bildungsminister
Holger Rupprecht (SPD) und den Vorsitzenden des Bildungsausschusses, Ingo Senftleben (CDU). Damit fordern sie, endlich für
ausreichend Lehrer zu sorgen. So soll die Vertretungsreserve von drei auf sechs
Prozent erhöht werden. Sie pochen auf mehr Selbstständigkeit für die Schulen,
damit sie für Vertretungen sorgen können. Sie fordern, das System Schule durch
den Einsatz von Schulhelfern zu entlasten. Vor allem aber erwarten sie von der
Politik eine verlässliche Planung im Bildungsbereich, wie Ulf Hoffmeyer-Zlotnik, der Vorsitzende des Kreiselternrates
Havelland, mit Nachdruck unterstrich. „Von den 150 Lehrern, die in diesem Jahr
in Potsdam ihre Ausbildung beenden, kommt die Hälfte nicht aus Brandenburg. Sie
werden also kaum bleiben“, rechnete er vor. Angesichts der Überalterung der
Lehrerschaft stehe Brandenburg vor einem fatalen Problem.
Adina de Nobile, Sprecherin der
Elterninitiative, die am Falkenseer
Lise-Meitner-Gymnasium ihren Ursprung hat, warnte eindringlich davor, die
Personalpolitik „zu einer Lotterie für alle beteiligten Schulen verkommen zu
lassen“. Die „Zwangsversetzung“ von Lehrern aus dem Raum Cottbus in die
schülerstarke Region um Berlin sei hoffnungslos gescheitert. „Nehmen Sie es
bitte zur Kenntnis: Diese Lehrer kommen bei uns nicht an!“
Minister und Landtagsabgeordnete – auch Klara Geywitz (SPD) und Gerrit Große (Linke) waren zugegen –
konnten erwartungsgemäß keine befriedigenden Lösungen anbieten. Es würden jedoch zurzeit „unterschiedliche Modelle diskutiert“,
um die Situation „durch einen Mix von Instrumentarien“ zu entspannen, wie Klara
Geywitz versicherte. Am Wochenende hatte der
SPD-Landesvorstand verkündet, 50 Millionen Euro zusätzlich in das System Schule
investieren zu wollen. Doch selbst wenn sich diese Vorstellung in der nächsten
Legislaturperiode mit oder ohne Koalitionspartner durchsetzen ließe, bliebe es
nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, wie die Eltern befanden.
(Von Hiltrud Müller)