MAZ 25.02.09

 

Kleinmachnows Gemeinde plant dritte evangelische Kita

Soziales Kinderboom ist ungebrochen / Kommune setzt auf freie Träger

 

KLEINMACHNOW - Die Evangelische Kirchengemeinde Kleinmachnow will sich als freier Träger für den Betrieb einer zweiten Kindertagesstätte im Ort bewerben. Das wurde am Rande eines Treffens von Kirchenvertretern und Kommunalpolitikern am Montagabend bekannt.

Die Kita soll im alten Dorfkern entstehen. Dort ist auch die Errichtung eines Kirchensaals geplant. Wenn das Land die evangelische Kita genehmigt, müsste die Kommune das Gebäude finanzieren. Es wäre „ein gutes Signal“, hieß es seitens der Kirchenvertreter, wenn im Dorfkern ein kommunales Gebäude entstünde und die Entwicklung dieses historischen Areals damit auf breitere Füße gestellt würde. Derzeit wird der Bebbauungsplan für die Fläche zwischen Bäkemühle und Alter Dorfkirche vorbereitet.

Sollte das Projket verwirklicht werden, würde Kleinmachnow über drei evangelische und eine katholische Kita verfügen. Außerdem existiert eine Waldorfkita. Die Leiterin des gemeindeeigenen Kita-Verbunds, Susanne Feser, begrüßte das Vorhaben. „Eine bunte Trägerlandschaft passt zu Kleinmachnow“, sagte sie gestern zur MAZ. Unterschiedliche Ausrichtungen bei kommunalen und „freien“ Kitas würden die Auswahlmöglichkeiten für die Eltern vergrößern.

Es bestehe zudem kein Zweifel daran, dass der Bedarf an weiteren Kindertagesstätten in Kleinmachnow da ist, so Feser. „Die ganz schlimmen Jahre sind zwar vorbei, dennoch verzeichnet der Kita-Verbund jährlich steigende Betreuungszahlen.“ In acht Kitas und vier Horten würden derzeit 1179 Kinder versorgt, innerhalb der vergangenen Zehn Jahre bedeute dies eine Steigerung um knapp 75 Prozent.

Die Kapazitäten in den bestehenden Einrichtungen sind laut Geschäftsbericht des Kita-Verbunds ausgeschöpft. In den meisten Kitas und in allen vier Horten werden derzeit sogar mehr Kinder betreut, als zulässig. Möglich ist das nur mit Ausnahmegenehmigungen, die allerdings Ende Juli dieses Jahres auslaufen werden. Insgesamt beträgt diese „Überbelegung“ 187 Plätze.

Um die Lage bei den kommunalen Kitas zu entspannen, wird die Kita „Freundschaft“ einen Erweiterungsbau erhalten. Dramatischer ist laut Feser die Situation an den Horten. Bei regulär 548 Plätzen würden dort derzeit 642 Kinder betreut, mit einer Zunahme sei zu rechnen. Immer mehr Eltern wünschen sich zudem, dass ihre Kinder den Hort länger als sechs Stunden besuchen dürfen.

Eine neue Herausforderung komme ab dem Jahr 2013 auf die Gemeinde zu, warnt Feser. Dann gelte ein Rechtsanspruch auf Betreuung ab Vollendung des ersten Lebensjahres. „Auch wenn die Kinderzahlen in den kommenden Jahren leicht zurückgehen sollten, bedeutet die neue Rechtslage, dass wir uns doch wieder auf ähnlich hohe Betreuungszahlen einstellen müssen.“ Vor allem bestünden erhebliche Zweifel, ob in den bestehenden Kita-Gebäuden die Versorgung der Kleinstkinder überhaupt möglich ist. Wickelräume, spezielle sanitäre Einrichtungen und anderes würde dann gebraucht. „Es ist jetzt schon absehbar, dass die Gemeinde Geld investieren muss, um die Kitas für die neuen Anforderungen fit zu machen.“ (Von Jürgen Stich)

MAZ 25.02.09

 

Kinder, Kinder

Jürgen Stich über die Kinderbetreuung in Kleinmachnow

Dass die evangelische Kirchengemeinde in Kleinmachnow sich als freier Träger für eine zweite Kita anbietet, ist ein sicheres Zeichen für den weiter steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen in der „Speckgürtelgemeinde“. Die durchaus angespannte Situation in den bestehenden Kitas und Horten weist zudem der Geschäftsbericht des Kita-Verbundes aus. Kommunale Einrichtungen allein, das wird einmal mehr deutlich, könnten die benötigten Plätze gar nicht bereithalten. Freie Träger sind also willkommen, denn sie schaffen nicht nur neue räumliche Möglichkeiten, sondern tragen zur inhaltlichen Bereicherung der Früherziehung bei. Es erweist sich jetzt als weitsichtige Planung, dass der Kleinmachnower Kita-Verbund schon seit vielen Jahren Kirchen, Vereine und andere Institutionen ermutigt hat, eigene Betreuungseinrichtungen für Kinder zu initiieren. Falsches Konkurrenzgebaren konnte gar nicht erst aufkommen, weil sich der Zuzug von Familien mit Kindern unvermindert fortsetzte und sich weiter fortsetzt. Schwieriger wird die Lage, wenn der Nachwuchs das Kita-Alter überschritten hat. Die Horte platzen aus allen Nähten, für Jugendliche gibt es kaum Freizeitangebote. In diesen Bereichen sind die Hausaufgaben noch längst nicht erledigt.