MAZ 29.11.08

 

KRIMINALITÄT: Einbruchserie im November Polizei fahndet nach "Hebler"

Bis zu sechs Banden operieren im Speckgürtel / 22 Taten in drei Wochen

POTSDAM-LAND - Die Zahl der Wohnungseinbrüche im Berliner Umland hat im November stark zugenommen. Allein in Kleinmachnow, Stahnsdorf, Teltow und Nuthetal wurden im November 22 neue Fälle angezeigt. Seit September wurden 33 Häuser in der Region aufgebrochen.

Derweil sucht die Polizei jetzt nach dem Moldawier Ruslan Tronciu. Der 31-Jährige steht im Verdacht, in der Region Teltow zehn Eigenheime aufgebrochen zu haben – im gesamten Speckgürtel und Berlin sollen es 80 sein. Nachweislich war er an einem der Tatorte.

Die Tatzeit fällt in den Herbst letzten Jahres, jedoch wurde ein Kontaktmann des illegal eingereisten Mannes laut Landeskriminalamt (LKA) kürzlich in Kleinmachnow gesehen. Tronciu ist wegen bandenmäßigen schweren Diebstahls vorbestraft und saß in Österreich schon eine vierjährige Haftstrafe ab. Zur öffentlichen Fahndung entschlossen sich die Behörden, weil alle Ermittlungen seit Ausstellung des Haftbefehls im Sommer nicht fruchteten.

Der Gesuchte, dessen Identität durch eine Erbgutanalyse ermittelt werden konnte – der Moldawier hatte offenbar auf der Flucht Diebesgut verloren – gehört zu einer von geschätzten drei bis sechs kriminellen Banden, die im Speckgürtel operieren, wie Toralf Reinhardt, Sprecher des LKA, erklärt. Diese Gruppierungen sind, so Reinhardt, „landsmannschaftlich aufgestellt“, griffen aber ab und zu auf deutsche Helfershelfer zurück. Ruslan Tronciu hält sich illegal und ohne festen Wohnsitz in Deutschland auf.

Die Kriminalisten ordnen Tronciu der Gruppe der „Hebler“ zu, die sich in ihrem Vorgehen deutlich von den „Bohrern“ unterscheiden – die einen stemmen Terrassentüren und Fenster auf, die anderen bohren die Schlösser auf. Dass Einbrecher oft ethnisch organisiert sind, konnte die Polizei in mehreren Fällen nachweisen. So konnte eine gemeinsame Ermittlungsgruppe der Brandenburger und Berliner Polizei im Sommer fünf Kriminelle aus dem ehemaligen Jugoslawien dingfest machen, die Villen im Speckgürtel geplündert hatten. Drei der Täter waren an einer großen Einbruchserie vornehmlich im Potsdamer Raum beteiligt. Rund 130 Taten gehen laut LKA vermutlich auf das Konto der Gruppe. Einen Polen nahm die Polizei 2007 in Kleinmachnow fest. Ein Beamter schoss ihm ins Bein, nachdem der Mann mit einer Brechstange auf den Polizisten losgegangen war.

Diebesgut in großer Anzahl ist der Polizei mittlerweile in die Hände gefallen. Damit die rechtmäßigen Besitzer ihre goldenen Amulette, Porzellan-Salzstreuer, Münzen oder Wandteller wiedererkennen können, hat das Landeskriminalamt Bilder der Gegenstände ins Internet gestellt. Die Abbildungen sind unter der Adresse www.internetwache.brandenburg.de einzusehen. Einige Objekte kehrten schon zum Eigentümer zurück. (Von Ulrich Wangemann)