MAZ 18.10.08

 

VORTRAG: Hakeburg bleibt ein Erinnerungsort

Hubert Faensen kommentierte wechselvolle Geschichte

KLEINMACHNOW - Da steht sie nun, stolz und kühn, und schweigt. Dabei hätten ihre Mauern viel zu erzählen. Denn 100 Jahre ist sie geworden. Und seither thront das bekannteste historische Gebäude des Ortes Kleinmachnow, die Hakeburg, auf dem 62 Meter hohen Seeberg am Nordufer des Machnower Sees. Bis heute spiegelt sich bei gutem Wetter der Burgturm im Kleinmachnower See. Heute kommen die Besucher und inspizieren das Gelände am Teltowkanal. Manche klopften an die große Eichentür und waren verwundert, dass gerade eine Hochzeit gefeiert wurde.

Doch statt einer rauschenden Ballnacht, wie es eine 100-Jährige verdient hätte, lud der Heimatverein in den Bürgersaal des Kleinmachnower Rathauses. Professor Hubert Faensen kommentierte einige Zeitabschnitte in Wort und Bild.

Dietloff von Hake, der sich mit Cousin Georg das geerbte Gut teilte und diesem das Herrenhaus überließ, beauftragte 1907 den renommierten Burgenrestaurator Bodo Ebhardt, eine neue Burg zu errichten. Die Formen einer alten Burg sollten mit den neuzeitlichen Ansprüchen an ein gemütliches Heim und einen vornehmen Herrensitz verbunden werden.

Doch als Dietloff von Hake sich den Lebensstil eines späten Burggrafen nicht mehr leisten konnte, musste er 1937 das Anwesen an die Reichspost verkaufen. Wilhelm Ohnesorge, damals noch Staatsekretär im Postministerium, ließ auf dem riesigen Areal am Teltowkanal eine Forschungsstelle zur Optimierung der Funk- und Fernsehtechnik des Dritten Reiches errichten. In der Umgebung entstand ein streng abgeschirmtes Institutsgebäude der Reichspostforschungsanstalt, zu deren Forschungsschwerpunkten Radar, Atomphysik und Funkspionage zählten. Der Seeberg wurde abgeriegelt und die Kleinmachnower wurden ausgesperrt. Das war auch später so, als die SED eine Kaderschmiede errichtete. Wer hoffte, mehr über die Jahre nach der Wende zu hören, oder sogar auf neue Enthüllungen wartete, der wurde enttäuscht. Schließlich ist bekannt, dass die PDS das Waldldgrundstück mitsamt Schulungsgebäuden und Hakeburg von der SED für kurze Zeit geerbt hatte. Oder dass Ende 1995 die Rückübertragung an die Telekom erfolgte, die somit die Rechtsnachfolge der Reichspost antrat.

Es gab sogar einen Plan, dort ein gläsernes Bürohaus hinzubauen. In einem Teil der Parteihochschulhäuser zog eine Waldorfschule ein, die Hakeburg wurde verpachtet. 1997 eröffnete ein Hotel, das 1998 wieder in Konkurs ging. Geschichten über Geschichten, die einen weiteren Abend und Bücher füllen würden. Warum nicht? Doch diese Recherchen möchte der Historiker den Jüngeren überlassen.

Fest steht jedoch, die Hakeburg bleibt ein Erinnerungsort. „Rittersitz, NS-Forschungsstelle und Kaderschmiede.“ (Von Heidrun Lange)