MAZ 04.09.08

 

INFORMATIONSVERANSTALTUNG: Große Rotten machen Angst

Kritik und Unsicherheit wegen Wildschweinplage

KLEINMACHNOW - Der richtige Zeitpunkt wurde offenbar verpasst. In mehrfacher Hinsicht. Die explosionsartige Entwicklung der Population der Wildschweine, die ungeniert auch am Tage in den Ortskern von Kleinmachnow vorrücken, hätte früher erkannt und intensivere Maßnahmen ergriffen werden müssen – so das Stimmungsfazit einer Bürgerveranstaltung im Rathaus in Kleinmachnow. Experten und Verwaltung saßen aufgebrachten Bürgern gegenüber. Diese beklagten nicht allein ihre mehrfach umgepflügten Gärten, sondern sprachen ganz unverhohlen von einem Klima der „Angst“: Besorgte Eltern lassen ihre Kinder ungern allein auf die Straße, eine ältere Dame sieht ihre Bewegungsfreiheit beschnitten. Die Verwaltung versuchte die Vorwürfe zu parieren. Man habe informiert, die Bürger zur Sicherung ihrer Gärten aufgerufen und gar eine Hotline in Sachen Wildschweine geschaltet. Die scheint auch nötig, denn vagabundierende Rotten, so wurde bemängelt, halten sich nicht an Bürozeiten im Öffentlichen Dienst. Kritisiert wurde auch der Zeitpunkt der Veranstaltung, zu dem nun der Ortsverband von „Die Linke“ eingeladen hatte. Längst hätte man sich eine solche Aussprache gewünscht, hieß es amRande.

Große Unsicherheit bereitet schon die Frage, wann und von wem der Bürger eigentlich Hilfe erwarten kann. Erster Ansprechpartner sei die Verwaltung, sagte Peter Brämisch und klärte auf, dass seine Polizeiwache Teltow bei „Gefahr im Verzug“ reagiere. Der finale Schuss falle indes selten, zumal mit der Munition von Dienstpistolen den Schwarzkitteln kaum beizukommen sei. Die Flinten der Jäger haben zwar bis 5000 Meter durchschlagenden Erfolg, doch die Verantwortung liege allein bei dem, der den „Finger krumm“ mache.

Eine gewichtige und einsame Entscheidung. Zumal Hans Dimiszek keinen Hehl daraus macht, wie schwer sich das Jagdgeschäft im Ort gestalte. Grundsätzlich dürfe innerorts nur mit Ausnahmegenehmigung im öffentlichen Raum gejagt werden, erläutert der Pächter der Jagdgenossenschaft Stahnsdorf-Kleinmachnow geduldig. 164 Vollmachten erteilten nun Grundstückseigentümer, um per Sammelantrag die Jagd auf Privatgrundstücke auszuweiten. 107 wurden positiv von der Unteren Jagdbehörde beschieden, sagte Ordnungsamtsleiter Eckard Dehne.

Doch Jäger, so Dimiszek, kämpfen in Kleinmachnow nicht nur an der Schweinefront: Harsche Kritik übte er an dem „Affentheater“, das sich auf den Straßen abspiele, wenn Jäger vor Ort seien: „Beschimpft werden diese zuweilen, manche Bürger rufen wegen der Ballerei die Polizei.“ Aufgestellte „Lebendfänge“, auch für den Waidmann „ die letzte Möglichkeit“, so Diwiszek, werden von selbst ernannten Tierschützern geöffnet. Kritik übte er auch an enger Bebauung, ungesicherten Gärten und verwahrlosten Grundstücken, Heimstatt für manche Sau.

Nun sollen Jagd, Kontrollen und Aufklärung intensiviert werden. Orange Sicherheitswesten und rote Hutbänder machen auf die Waidmänner aufmerksam. Abschüsse melden die Jäger selbst der Polizei. Originär zuständig sind sie im Stadtgebiet indes nicht, betont Diwiszek. Bei den vandalierenden Schweinerotten handele es sich juristisch um „herrenlose Sachen“, die vorwiegend, vor allem seit dem „Wegfall der Staatsgrenze“, aus den Berliner Forsten kommen. Dort werde zudem immer weniger gejagt, konstatierte die Expertenrunde.

info Informationen gibt es auf der Homepage der Verwaltung und im Bürgerbüro: Hotline: 033203/8 77 55 55 und im Internet unter www.kleinmachnow.de.

(Von Konstanze Wild)