MAZ 23.08.08

 

SICHERHEIT: Ansitzen hinterm Carport

In Kleinmachnow sollen Wildschweine auch im Privatgarten gejagt werden

KLEINMACHNOW - Als heiße Nummer entpuppt sich die jüngst installierte telefonische Hotline der Gemeinde Kleinmachnow in Sachen Wildschweine. Auch außerhalb der Bürgerbürozeiten gehen dort immer zahlreicher Hinweise ein. Kein Wunder, hat sich die Population der Wildschweine im Ort in zwei Jahren verdoppelt, wie Hans Diwiszek, Jagdpächter der Jagdgenossenschaft Stahnsdorf Kleinmachnow, schätzt. Mit sechs Waidmännern hat er allein seit Juni 32 Tiere erlegt. Ab Juli wurde die Ausnahmegenehmigung verlängert, mit der Wildschweine in so genannt „befriedeten Gebieten“ im öffentlichen Raum in Kleinmachnow gejagt werden, etwa auf Plätzen.

Gestern kündigte die Verwaltung eine pauschale Ausnahmegenehmigung an, mit der die Jagd – an Schwerpunkten schweinischen Treibens – auf Privatgärten ausgeweitet werden kann.

160 Kleinmachnower haben eine Vollmacht an die Verwaltung erteilt, diese wiederum eine Absprache mit der Unteren Jagdbehörde getroffen, erklärte Verwaltungssprecherin Martina Bellack.

Jagdpächter Hans Diwiszek lag bis gestern eine solche Genehmigung, die im Einzelfall für den Grundstückseigentümer kostenpflichtig wäre, nicht vor, betonte er gegenüber der MAZ. In ausgesuchten Gebieten, in denen oft Schwarzwild gesichtet wird, laufen die Jäger seit gestern Abend jedoch Streife. Bekleidet mit orangen Sicherheitswesten und roten Hutbändern wollen sie den Schweinen, „wo es zu verantworten ist“, an den Kragen gehen und „Präsenz zeigen“.

Die Situation in Kleinmachnow sei außergewöhnlich, erklärt Diwiszek: Die Sauen und ihr Gefolge fielen „bereits zivilisiert“ aus dem Berliner Raum ins Ortsgebiet ein. Sie wahren laut Diwiszek keine Distanz, kennen keine Scheu. Die extreme Verdichtung, Bebauung, in zweiter und dritter Reihe, mache das Jagen schwer. Sein Groll über „hausgemachte Wildtierproblematik“ ist deutlich. „Wir hegen in der Gemeinde kein Wild, sondern schießen es nur noch ab“, fasst der seit 40 Jahren aktive Jäger zusammen. So ist auch sein Verhältnis zu den zwei aufgestellten Fangkäfigen gespalten. „Der reine Schlachthof“ sei das, wenn Frischlinge hinein gelockt würden und quietschen bis zum Abschuss. „Mit Jagd hat das nichts zu tun“. Gleichwohl sieht er auch zum „Lebendfang“ keine Alternative mehr. Die Präsenz der Schweine, ihre mangelnde Scheu sei „erschreckend“. (Von Konstanze Wild)