Märkische Allgemeine 14.06.08

 

ALTE DORFKIRCHE: Umgebettete Gebeine und ein Zinksarg

Bei Sanierungsarbeiten an Grabkapelle derer von Hake Seitengrüfte freigelegt

KLEINMACHNOW - Die Särge zerschlagen, die Knochen durcheinander, eingespültes Erdreich bedeckt den 300 Jahre alten Kieselsteinboden. Ein jämmerlicher Anblick, den Grabräuber und der Zahn der Zeit in der Familiengruft der Grabkapelle derer von Hake hinterlassen hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschlossen, fiel erst 2006 wieder Licht in die mit einem Ziegelgewölbe überspannte Begräbnisstätte. Als Jürgen Flechtner und Wolfgang Meier-Kühn vom Förderverein Kirchenbauten Kleinmachnow den Schauplatz betrachteten, beschlossen sie, die Gebeine umzubetten. Überreste von 20 Skeletten und weitgehend zerstörte Holzsärge, vom Schwamm befallen, fanden sich in dem etwa 25 Quadratmeter großen Raum.

Als neue Ruhestätte dient den sterblichen Überresten seit einigen Wochen ein Nebengelass der Familiengruft: Eine kleine Sensation, waren doch die insgesamt zehn Seitengrüfte, die wie Finger vom Hauptraum abzweigen, bislang unentdeckt gewesen. Die meisten „unsichtbar vermauert“, so Flechtner, fand man bei ersten Erkundungen und schließlich bei den jetzt laufenden Außenarbeiten die gewölbten Decken der kleinen Nebengrüfte. Nun werden sie von einer Spezialfirma saniert, genau wie die Hauptgruft.

Der Förderverein Kirchenbauten Kleinmachnow hat sich den notwendigen Reparaturarbeiten angenommen. Allein 10 000 Euro gab der Familienverband von Hake, berichtet Flechtner. Weitere etwa 2500 Euro schoss der Landkreis über die hinzugezogene Denkmalbehörde zu. Die verbleibenden etwa 2500 Euro stammen aus Spenden, die der Verein selbst eingeworben hat.

Die Grundmauern der Kapelle werden von außen repariert, eine Art Drainage soll künftig Regenwasser ableiten. Die freigelegten Seitengrüfte, etwa zwei Meter lang und jeweils einen Meter hoch und breit, bekommen von oben einen Kalkputz, um eventuelle zukünftige Forschungsarbeiten zu ermöglichen.

Glieniker Ziegel im Klosterformat und handgestrichene Glindower Ziegel kommen bei der Sanierung zum Einsatz, erklärt Flechtner. Zwischen großen Feldsteinen sind am Fundament kleine gemauerte Bögen erkennbar, die die Statik der Grüfte über die Jahrhunderte garantierten.

Absackungen im Gelände und ein denkbar schlechter Zustand der Außenmauern waren 2006 Anlass genug, Grabkapelle und Gruft auf weitere Schäden zu untersuchen.

Der Zutritt ins Innere der Hauptgruft vom Kirchenschiff aus ist eng, drei Bohlen sichern ihn. Früher befand sich hier eine Tür, die jedoch zugemauert wurde. Im Gewölbe ist es muffig. Nur ein relativ gut erhaltener Zinksarg und ein Häuflein Sarggriffe zeugen noch von der ursprünglichen Nutzung.

Die Umbettung freilich ging ohne Zeremonie über die Bühne, die Betroffenen seien ja seit mehr als 200 Jahren tot. Gewappnet mit Atemschutzmasken, verhalfen Flechtner und Meier-Kühn ihren übrigen Gebeinen nun zu einer neuen Ruhestätte. (Von Konstanze Wild)