Märkische Allgemeine 30.05.08

 

GESUNDHEIT: Krankenhausbetten und Kondome

Aids-Projekt aus Kleinmachnow verschifft medizinisches Material nach Belize

STAHNSDORF - 40 Kubikmeter fasst der Container, der gestern an der Ruhlsdorfer Straße in Stahnsdorf verladen wurde. Randvoll mit medizinischem Material, Röntgengeräten, Laboreinrichtungen und sogar vier neuwertigen Krankenhausbetten und zwei Brutkästen für Frühchen, geht er nun auf die weite Reise ins ferne Belize.

Seit sieben Jahren unterstützt das HIV-Projekt Belize des Kleinmachnower Ehepaares Karin und Wolfgang Güthoff das kleine Land in Mittelamerika bei der Aids-Bekämpfung (MAZ berichtete). Gespeist aus Spenden und privatem Engagement und in enger Zusammenarbeit mit einer einheimischen Aids-Organisation betreibt der Verein im „Haus der Hoffnung“ in Dangria eine qualifizierte Beratungsstelle.

Mit kostenlosen Schnelltests und Gesprächen gibt es dort erste Hilfe für Betroffene, zugleich setzt man aber ganz besonders auf Prävention durch Sexual- und HIV-Aufklärung schon bei Kindern und Jugendlichen in einem von katholischen Schulen und alten patriarchalischen Strukturen zugleich geprägten Land. Ein vom Stahnsdorfer Jugendclub „ClaB“ 2006 initiierter Spendenlauf zugunsten des HIV-Projekts war Startschuss für die Container-idee und brachte einen finanziellen Grundstock von über 2000 Euro ein.

Seither sammelte der Verein in Potsdamer Kliniken und im ganzen Land persönlich und in Aufrufen in Fachzeitschriften medizinisches Material, das an die sieben staatlichen Krankenhäuser in Belize geht. 100 000 Kondome und 20 000 sterile Urintestbecher für die HIV-Hilfe kamen etwa vom Deutschen Medikamentenhilfswerk hinzu.

Noch kurz vorm Verladen des Containers holte Stephan Güthoff ein hochwertiges Ultraschallgerät im VW-Bus südlich von München ab. Der 30-jährige Streetworker unterstützt seit Monaten seine Eltern, indem er die komplette komplizierte Logistik des Unternehmens steuert.

Gerade auch die kostenfreie lange Lagerung des Containers auf dem Firmengelände der TRP-Stahnsdorf und der Einsatz dortiger Maschinen zur Verladung seien eine große finanzielle Entlastung für den Verein gewesen, so Güthoff.

Verschlossen und vom Zoll versiegelt, wird der Hilfscontainer von Hamburg oder Bremerhaven aus auf die Reise gehen. Drei Wochen dauert die Überseefahrt, bevor die einheimische Partnerorganisation der Aids-Hilfe in der Distrikthauptstadt Dangria das wertvolle Material in Empfang nehmen kann.

In den kleinen Karibikstaat, der unter englischer Kolonialmacht einst British-Honduras hieß und seit 1981 unabhängig ist, reisen seit drei Jahren kontinuierlich auch Praktikanten aus Brandenburg, um das Projekt zu unterstützen, sagt Karin Güthoff.

Auch im Stahnsdorfer Jugendclub hat sie bereits lebhaft über die verkannte Problematik der Infektionskrankheit gerade für junge Menschen aufgeklärt. Mit ihrem Mann, der seit über 30 Jahren als Infektologe am Potsdamer Bergmann-Klinikum tätig ist und sich schon in den 1980er Jahren mit dem AIDS-Virus beschäftigte, tritt sie energisch dem „falschen Eindruck von einer behandelbaren Krankheit“ entgegen. (Von Konstanze Wild)