Märkische Allgemeine Zeitung 08.10.07

 

Viele Plätze bleiben frei

15 Jahre "Neue Arbeit": Vermittlungsquote in Arbeitsmarkt sinkt

ELKE KÖGLER

KLEINMACHNOW Vor fünf Jahren hat die "Neue Arbeit" in Kleinmachnow etwa 70 Prozent der Jugendlichen Arbeit verschafft, die bei der Gesellschaft an einem Berufsprojekt teilgenommen hatten. Heute vermittelt Christian Muelenz, Geschäftsführer der Neue Arbeit – Beschäftigung am Bau gGmbH, nur noch 50 Prozent der jungen Menschen.

"Früher waren die Maßnahmen langfristig angelegt, derzeit nehmen die jungen Leute an vielen kurzzeitigen Projekten teil", sagt Muelenz. In einer zweijährigen praktischen Schulung würden die Teilnehmer wesentlich mehr lernen als in halbjährigen Kursen. Deshalb werde es zunehmend schwerer, sie für Unternehmen zu qualifizieren.

Im Fuchsbau 47 sinkt nicht nur die Vermittlungsquote von Jugendlichen, die ihre Lehre oder die Schule abgebrochen haben oder arbeitslos sind. "Wir haben 30 Plätze in unserem Berufsfindungsprogramm, doch im letzten Jahr waren nur zehn belegt", erzählt der Geschäftsführer.

Weil die Mittelmärkische Arbeitsgemeinschaft zur Integration in Arbeit (Maia) knapp bei Kasse sei, besetzte sie nur einen Teil der Plätze. Dabei könnte sie Arbeitslosengeld II sparen, wenn einige junge Menschen aufgrund der Teilnahme einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz erhielten, wundert sich Muelenz.

Die vorgeschriebenen Kurszeiten und die Geldnot halten seine Mitarbeiter jedoch nicht davon ab, ihr Bestes zu geben, um junge Menschen praktisch an das Arbeitsleben heranzuführen. Im Orientierungsprojekt werden Berufsbilder in sechs verschiedenen Bereichen vermittelt. Letztere sind eine Metall-, eine Holz- und eine Malerwerkstatt, die Abteilung "ökologisches und historisches Bauen", ein Fahrdienst für Behinderte sowie der Basar.

In der Metallwerkstatt demontieren die Jugendlichen unter anderem nicht mehr funktionstüchtige Fahrräder. Aus den Teilen, die noch verwendet werden können, fertigen sie einen fahrtauglichen Drahtesel. Der wird anschließend für wenige Euro auf dem Basar verkauft, der jeden Donnerstag von 10 bis 16 Uhr sowie am Freitag von 9 bis 12 Uhr im Meiereifeld 27 seine Pforten öffnet.

Dort werden außerdem Kleidung, Computer, Möbel, Geschirr oder Bücher verkauft. In der Fahrradwerkstatt lernen die jungen Leute handwerkliche Arbeiten auszuführen, auf dem Basar wird ihnen das Berufsbild Verkäufer vorgeführt. Mit diesem Prinzip könnte selbst Leuten der Berufsalltag näher gebracht werden, "die null Bock haben".

Neben den Maßnahmen für arbeitslose Jugendliche hält die "Neue Arbeit", die nun seit 15 Jahren besteht, aber auch Angebote für Schüler bereit. In den Werkstätten können sie im Unterrichtsfach "Wirtschaft/Arbeit/Technik" selbst zur Säge, Feile oder zum Pinsel greifen und sich wie ein Tischler, Industriemechaniker oder Maler fühlen. Bereits berufserfahrene Handwerker, die beispielsweise aufgrund eines Unfalls arbeitsunfähig sind, werden in der "Beschäftigung am Bau gGmbH" angestellt. Dort arbeiten sie ebenso wie ihre Kollegen in privaten Baubetrieben. Auf ihre jeweiligen gesundheitlichen Einschränkungen wird aber Rücksicht genommen.

Das Geld für Miete und Arbeitslöhne müsse die "Neue Arbeit", deren Gesellschafter die Kirchenkreise Teltow, Potsdam und Berlin-Zehlendorf sind, selbst erwirtschaften. Die Berufsprojekte finanziert in erster Linie der Landkreis Potsdam-Mittelmark.