Märkische Allgemeine Zeitung 21.09.07

 

Kleinmachnower klagen gern

Kreis obsiegt fast in allen Bau-Streitfällen

KLEINMACHNOW Wer seinen Bauantrag auf dem Klageweg durchsetzen will, hat so gut wie keine Chance auf Erfolg. Nur drei Prozent der Verfahren verlöre der Landkreis, sagte der Leiter des Fachbereichs Bauen, Recht, Kataster und Vermessung, Michael Kreutner. Zu den Niederlagen zählt die Bauverwaltung auch Fälle, in denen sich Amt und Bauherr vergleichen.Von 4000 Bescheiden der Behörde im vergangenen Jahr gingen 400 ins Widerspruchsverfahren. 165 landeten vor Gericht und wurden dort bis zu einem Urteil durchgefochten. Nicht einmal eine Hand voll Verfahren ging für den Kreis verloren oder endete im Vergleich.

"Es ist uns fast zu 100 Prozent gelungen, den Landkreis entschädigungsfrei zu halten", sagte Kreutner. Er räumte allerdings ein, dass die Verwaltungsjuristen es in aussichtslosen Fällen gar nicht auf ein Gerichtsverfahren ankommen ließen.

Die hohe Erfolgsquote führt Kreutner auf ein "eingespieltes Team" zurück. Alle Kollegen seien alte Hasen und hätten eine enorme Ortskenntnis aus vielen Außenterminen. Außerdem pflegte das Amt eine große Nähe zum Verwaltungsgericht.

Die gute Quote beschert den Rechtsamtsmitarbeitern nicht nur berufliche Erfüllung, sondern auch ein dickeres Portemonnaie: "Die Kollegen erhalten erst bei 80 Prozent gewonnener Fälle ihr volles Weihnachtsgeld", so Kreutner.

Am klagefreudigsten seien die Kleinmachnower, sagte Kreutner und ergänzte: "Dort ist die Anwaltsdichte besonders hoch." Zum Teil kümmerten sich in Kleinmachnow Top-Anwaltskanzleien mit horrenden Stundensätzen um Details wie den Bau eines Carports. Streitigkeiten beträfen in Kleinmachnow weniger die Frage, ob gebaut werden dürfe, sondern die Einhaltung des Bebauungsplanes mit seinen Abstandsflächen und anderen vorgegebenen Größen. "Die Leute wollen überall hin mit ihrem Häuschen, aber wenn sie einmal da sind, wollen sie keinen mehr neben sich – der Egoismus ist grenzenlos", sagte Kreutner. uw