Märkische Allgemeine Zeitung 06.07.07
JÜRGEN STICH
KLEINMACHNOW Ostern 2001 riss der Pieper-Alarm den Kleinmachnower Feuerwehrmann
Peter Schulz aus der Ruhe einer gemütlichen Kafferunde. Auf dem Display
erschien die Kurznachricht: "Verschüttetes Kind am Teltowkanal".
Minuten später gruben er und seine Kameraden mit bloßen Händen nach dem Jungen.
Ein "Bunker", den er sich aus Spaß selber gebuddelt hatte, war über
ihm zusammengebrochen.
Das Kind konnte gerettet werden, doch Peter Schulz – heute stellvertretender
Gemeindewehrführer in Kleinmachnow – ging dieser dramatische Einsatz lange
nicht aus dem Kopf. "Wir rücken etwa 200 Mal im Jahr aus, da bleiben einem
wirklich nur ganz außergewöhnliche Ereignisse in Erinnerung."
Im vergangenen Jahr wurden die Kleinmachnower Kameraden zu 45 Bränden gerufen,
29 Sturmschäden waren zu beheben und 23 Personen in Not zu retten. In seinem
Grußwort zum 75-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr, das morgen mit zahlreichen
Aktionen gefeiert wird, würdigt Bürgermeister Wolfgang Blasig die Arbeit der
Brandschützer: "Ohne Sie geht es einfach nicht." Gleichzeitig mahnt
er: "Es sind deutlich zu wenige Schultern, auf denen die Last unserer
Sicherheitsvorsorge verteilt ist."
Das bestätigt auch Wehrführer Mario Grocholski und verweist auf die Geschichte:
Immerhin 28 Männer gründeten am 23. September 1932 im großen Saal des
Restaurants Grothe am Bäkefließ die Kleinmachnower Feuerwehr. Damals hatte die
Gemeinde 3000 Einwohner. Heute versorgen 37 aktive Kameraden knapp 19 000
Einwohner. "Wir haben zwar seit der Wende einen gewaltigen Zuzug, aber es
gibt noch zu wenige unter den Neu-Kleinmachnowern, die zur Feuerwehr
gehen."
Die Anforderungen an die Einsatzkräfte waren zu allen Zeiten groß. In den
1930er Jahren gab es zunächst nur eine Handdruckspritze, die mit Pferden zum
Brandort geschafft werden musste. Der Löschkarren wurde von Hand gezogen. Erst
1933 konnte ein erstes Fahrzeug angeschafft werden, das zweite war ein amerikanischer
Kleinlaster "Packard", den die Männer aufwändig umbauten.
Schon damals spielten die Ehefrauen der Feuerwehrleute eine wichtige Rolle. Sie
bliesen bei Alarm in Signalhörner, um ihre Männer über einen Unglücksfall zu
informieren und zum Einsatz zu rufen. Heute gehören fünf Frauen als aktive
Kameradinnen zur Truppe, die 1993 gegründete Jugendfeuerwehr sorgt für den
Nachwuchs bei den Brandbekämpfern.
Zur 75-Jahr-Feier am morgigen Samstag wünschen sich Mario Grocholski und Peter
Schulz viele Besucher, auch um den einen oder anderen für die Arbeit bei der
Feuerwehr zu begeistern. Auf jeden Fall lohnenswert ist ein Blick in die
Festschrift, in der die Geschichte der Wehr, Höhen und Tiefen, detailliert und
kenntnisreich geschildert werden.
Das Fest startet morgen um 11 Uhr mit einem Fahrzeugkorso von der Feuerwache
über den Zehlendorfer Damm, die Förster-Funke-Allee, die Hohe Kiefer und die
Ernst-Thälmann-Straße. Ab 13 Uhr gibt es Einsatzvorführungen auf dem Gelände
der Wache, die Berliner Polizeikombo und das Jugendblasorchester sorgen für
musikalische Stimmung. Um 14 und 16.30 Uhr wird für die kleinen Gäste ein
Puppentheater aufgeführt. Eine Liveband spielt ab 19 Uhr und um 23 Uhr
erleuchtet ein Feuerwerk den Himmel.