Märkische Allgemeine Zeitung 05.06.07

Jugendparlament gescheitert

Teltower Gremium funktioniert nicht

ELKE KÖGLER

TELTOW "In Teltow gibt es keinen Ort, an dem sich die 16- bis 23-Jährigen am Abend ungezwungen treffen können", sagt Benjamin Bähr, Schüler des Immanuel Kant Gymnasiums. Darüber hätten Jugendliche aus Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf diskutiert. Einen Lösungsansatz präsentierte Gruppensprecher Bähr im jüngsten Ausschuss für Schule, Kultur, Sport und Soziales in Teltow.

Da der Jugendtreff Teltow (JTT) an den Wochentagen ab 18 Uhr sowie an Samstagen geschlossen ist, habe sich der S-Bahnhof zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt, erläuterte Bähr dem Gremium. Dort komme es bei den Zusammenkünften jedoch häufig zu "Bierflaschenschlachten". Aus diesem Grund wünschen sich die jungen Leute Clubräume für 100 Personen, die sie selbst verwalten. In mehr als 50 Diskussionsrunden, die 20 Jugendliche in der Jugendfreizeiteinrichtung Kleinmachnow organisierten, habe sich dieser Wunsch schließlich herauskristallisiert.

Nur wenn das Anliegen vom bestehenden Jugendparlament geäußert wird, könne es in Teltow ernst genommen werden, waren sich die Ausschussmitglieder einig. Schließlich seien dafür insgesamt 10 000 Euro eingestellt worden. "Mit dem Geld hätte es besser in Gang kommen müssen", so BIT-Abgeordnete Helga Meister. "Die Jugendlichen müssen lernen, dass sie in einem demokratischen Staat leben", sagte Michael Belkner, Sachgebietsleiter für Soziales. Die Schüler sollten als "Jugendparlament" auftreten und sämtliche Anliegen durch die Fachausschüsse und die Stadtverordnetenversammlung "kämpfen". "Jeder andere Bürger würde aufgrund eines solchen Vortrages ebenfalls abgewiesen werden", so Belkner. Trotzdem bewundere er "den Mut der jungen Leute, überhaupt in diesem Gremium aufzutreten". "Das Jugendparlament ist das Sprachrohr der jungen Leute", befand auch Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Warum das Gremium – im Gegensatz zu Michendorf oder Treuenbrietzen – in Teltow nicht funktioniert, könne er sich absolut nicht erklären.

"Ein ganzes Jahr lang haben wir mit der Teltower Jugend über die Gründung eines Parlaments gesprochen", berichtete Thomas Kropp von der Stiftung Sozialpädagogisches Institut "Walter May", die das Projekt vorantreiben soll. Alle Veranstaltungen seien gut besucht worden. Das Interesse einzelner Akteure sei jedoch immer wieder nach kurzer Zeit abgeebbt. Somit habe sich kein "harter Kern" gebildet, begründete Kropp das Scheitern. Aus diesem Grund unterstütze er auch von größeren Gruppen junger Leute geäußerte Wünsche.

Reinhard Frank (Die Linke/PDS) sprach sich für die Gründung eines Clubrates oder Vereins aus. Nur wenn die jungen Leute organisiert aufträten, könnten sie die Bewirtschaftung eines Jugendclubs übernehmen. "Für eine Stunde Spaß müsst ihr aber sehr viel Zeit und Arbeit investieren", warnte Frank, der – wie er selbst sagt – als Mitglied des Fördevereins JTT "von vielen gescheiterten Initiativen berichten könnte".