Märkische Allgemeine Zeitung 16.04.07
ELKE KÖGLER
KLEINMACHNOW Ohne die Gründung der Reichspostforschungsanstalt gäbe es heute
kein Fernsehen, behauptet Lothar Starke, Vorsitzender des Vereins
Industriemuseum Region Teltow. Weitere interessante Geschichten von der
Forschungsarbeit auf dem Kleinmachnower Seeberg erfuhren die Besucher bei der
Eröffnung des neuen Ausstellungskomplexes. Aus diesem Anlaß gab Starke im Industriemuseum
einen kurzen geschichtlichen Einblick.
Gegründet wurde die Reichspostforschungsanstalt 1937 in Berlin. Ihr
Kleinmachnower Domizil bezogen die ersten Arbeitsgruppen im Jahr 1942. Dazu
kauften die Verantwortlichen das Gelände rund um die Hakeburg und den Seeberg.
Auf diesem ließen sie sechs mehrgeschossige Institutsgebäude errichten, die mit
einem halb unterirdischen Gang verbunden waren. Die Erfolge ließen nicht lange
auf sich warten. Schon bald brachten die Wissenschaftler neue Erkenntnisse auf den
Gebieten Fernseh-, Funkmess- oder Radartechnik hervor.
Neben der Fernsehtechnik trieben die Forscher auch die Rüstungsindustrie voran.
Mittels Radartechnik konnte zum Beispiel die Flugkurve von Raketen, die auf der
Ostseeinsel Usedom in Peenemünde getestet wurden, verfolgt werden. Außerdem
entwickelten die Wissenschaftler Radargeräte, Raketensteuerungen und
Leitsysteme für Nachtjäger. Weitere Arbeitsgebiete, von welchen vor allem das
Militär profitierte, waren die Ver- und Entschlüsselung von Geheimcodes,
Abhörtechnik sowie die Entwicklung von Infrarot-und Nachtsichtgeräten.
Eine zentrale Rolle wird dem Institut auf dem Seeberg auch auf dem Gebiet der
Atomforschung zugesprochen. So habe die Reichpostforschungsanstalt die
Kommunikationstechnik, die auch für die Steuerung von atomaren Sprengkörpern
benötigt wurde, geliefert. Auf dem Gebiet der Kernphysik habe der
Reichspostminister Karl Wilhelm Ohnesorge großen Wert auf die enge
Zusammenarbeit mit dem Naturwissenschaftler Manfred von Ardenne gelegt, der auch
die Entwicklung des Fernsehens entscheidend vorantrieb.
Heute beherbergt das etwa 40 Hektar große Areal die "Berlin Brandenburg
International School" sowie die Waldorfschule. Beide Bildungseinrichtungen
haben ihr Gelände auf dem Seeberg zusammen mit den Gebäuden erworben. Die Hakeburg
soll zum Familienhotel umgebaut werden.
"Die Geschichte des Seebergs Kleinmachnow", Industriemuseum Region
Teltow, Kleinmachnow, Meiereifeld 33/35, Mo bis Fr, 10-15 Uhr sowie nach
Vereinbarung geöffent, 033203/7 76 86.