Märkische Allgemeine Zeitung  08.01.07

Funke soll Ehrengrab erhalten

Heimatverein Kleinmachnow sammelt Geld / Tour durch Villenviertel

MANDY MAMEDOW

KLEINMACHNOW Schauspieler, Regisseure, Künstler und Schriftsteller – dass in Kleinmachnow viele bekannte Persönlichkeiten lebten, ist kein Geheimnis. Unter ihnen gab es sogar berühmte Papyrusforscher und andere renommierte Wissenschaftler. Doch wo und in welchen Häusern wohnten sie eigentlich? Dem ging der Heimatverein am Samstag mit seiner traditionellen Neujahrswanderung buchstäblich nach – per Pedes durchs Zehlendorf-Kleinmachnower Villenviertel.

Vom Treffpunkt Zehlendorfer Damm/Ecke Clara-Zetkin-Straße führte die Runde durch die Geschwister-Scholl-Allee in die Haeckel- und Medonstraße. Am Kiebitzberg vorbei in den Eichenweg, die Heinrich-Mann-Straße, dann in den Erlenweg und wieder zurück auf die Clara-Zetkin-Straße. Nachdem man im vergangenen Jahr bereits ein gutes Stück des Villenviertels von Zehlendorf her kommend erkundet hatte, schloss Ingo Saupe vom Heimatverein seine Tour sowohl thematisch als auch räumlich an die Wanderung von 2006 an. Das Besondere am Villenviertel wurde beim aufmerksamen Spaziergang schnell deutlich: "Hier ist nichts von der Stange", wie Saupe anmerkte. Jeder Hausbesitzer suchte sich seinen eigenen Architekten. Das Resultat: ein in sich relativ geschlossener Baukomplex, in dem aber jedes Grundstück mit Haus völlig anders aussieht. Sei es das ehemalige Wohnhaus von Architekt Friedrich Blume in der Clara-Zetkin-Straße 6, das denkmalgeschützte Holzhaus von 1925 in der Geschwister-Scholl-Allee 48, das Haus des Regisseurs Frank Beyer Am Kiebitzberg 10, das des Bildhauers Harry Christlieb im Eichenweg 22, das der Papyrusforscher Hugo und Rolf Ibscher im Erlenweg 52 oder das Landhaus des Biomalz-Fabrikanten Georg Patermann im Erlenweg 33.

 

Saupe wusste viele interessante Einzelheiten über die Gebäude und deren prominente Bewohner zu berichten. Auch wie die Clara-Zetkin-Straße und andere Straßen, die an diesem Tag durchwandert wurden, zu ihrem Namen kamen und was es mit den früheren Namensgebern auf sich hatte, war dabei zu erfahren. So sorgte die Umbenennungswelle in den 50er Jahren beispielsweise auch für den Wandel der ehemaligen Heimdallstraße zur Geschwister-Scholl-Allee. Zu unsozialistisch war wohl der Name einer nordischen Sagengestalt. Die nach dem Naturforscher Ernst Haeckel benannte Straße hingegen ist eine der wenigen, deren Name seit 1926 unverändert blieb.

Mit diesem knapp zweistündigen Rundgang durch ein Stück Kleinmachnower Geschichte ist man zwar um einiges an Erfahrung reicher, doch noch lange nicht am Ende, wie auch Heimatvereinsvorsitzender Rudolf Mach bestätigte. Und so wird, was am Samstag aufgrund des regnerischen Wetters an Strecke abgekürzt wurde, vielleicht im kommenden Jahr mit ins Programm aufgenommen, so dass man sich schon jetzt auf die Neujahrswanderung 2008 freuen kann. Dann steht mit dem 100. Geburtstag der Neuen Hakeburg für den Heimatverein auch wieder ein Großereignis an, auf das man sich schon jetzt vorbereite, so Mach.

Doch bis dahin hat der Heimatverein auch in diesem Jahr wieder eine ganze Reihe vor. Die 2006 besonders intensive Zusammenarbeit mit der Gemeinde und auch dem Kunst- und Kulturverein Kleinmachnow soll weiter ausgebaut werden. Denn so konnten im Vorjahr einige Projekte erfolgreich umgesetzt werden, unter anderem endlich der "Ort der Erinnerung" eingeweiht werden, für den sich der Verein seit Jahren stark gemacht hatte. An der Friedensbrücke wurde eine Tafel zur Erinnerung an den alten Namensgeber Badewitz angebracht. Ebenso ging man die Würdigung von Förster Funke als Kleinmachnows einzigem Ehrenbürger an. Dieses Vorhaben soll in diesem Jahr mit der Fertigstellung des Ehrenbürgergrabes abgeschlossen werden. "Die Kostenvoranschläge sind bereits vorhanden. Jetzt geht es darum, Geld aufzutreiben für die Grabstelle und die Begrünung dieser", erzählt Mach.

Neben den beliebten Veranstaltungen mit Vorträgen zur Heimatgeschichte, die es auch 2007 wieder geben wird, hat sich der Verein fürs neue Jahr außerdem einem Denkmalpflegeprogramm verschrieben. Damit will man Denkmäler in Kleinmachnow, wie beispielsweise das Panzerdenkmal, die DDR-Stele oder Objekte auf dem Gelände des Seebergs sichern und pflegen.