Märkische Allgemeine Zeitung 31.08.06

Vandalen immer rücksichtsloser
Schilder werden beschmiert, Tafeln zerstört / Lokale Agenda verzweifelt

KONSTANZE WILD

KLEINMACHNOW Brennspiritus, Nitroverdünnung und Aceton - es sind scharfe Mittel, mit denen sich Wolfgang Hirte in Kleinmachnow immer wieder aufmacht, um bis zur Unleserlichkeit verschmierte Schilder und Tafeln zu säubern. Der Einsatz ist beschwerlich und gleicht zurzeit einer Sisyphusarbeit.

Die Farbe verschmiert, die Mittel ätzen, doch schließlich dienen die Schilder dazu, Spaziergängern und Wanderern den rechten Weg zu weisen, berichtet der Wanderwart der Lokalen Agenda 21 Kleinmachnow. Nachdem im vergangenen Jahr nahezu 40 Prozent der Tafeln am Naturlehrpfad "Bäkewiese" zerstört worden waren, werden nun in einer Serie Informationsschilder für die Wanderwege in Kleinmachnow beschädigt oder mit Graffiti teilweise bis zur Unleserlichkeit besprüht.

Jüngst davon betroffen waren alle drei Tafeln am Bannwaldweg und Schilder für den Buga-Gebietswanderweg. So seien Infotafeln mit grober Gewalt aus ihrer Bodenverankerung gelöst und anschließend umgekippt oder mit Logos und Farben besprüht worden. Die Beseitigung der Schäden erfordere viel Zeit und Geld, berichtet Hirte, der trotz allem nicht resigniert.

Bugawanderweg verschandelt

Allein die Bugaweg-Infotafel, nahe der Friedensbrücke am Teltowkanal, wurde Mitte August, acht Tage nach der Erneuerung der Plexiglasscheibe, mit Farbe besprüht. Nachdem auch diese beseitigt war, wurde die Wandertafel bereits in der darauf folgenden Nacht wieder mit Farben und Logos unkenntlich gemacht.

Auf 50 Millionen Euro wird der Schaden allein in Berlin beziffert, der durch Graffitivandalismus jährlich entsteht. Busse, Bahnen und Gebäude, nichts scheint sicher. Und die jahrelange politische und gesellschaftliche Diskussion reicht vom Ausdruck künstlerischer Freiheit, über Kavaliersdelikt bis zum Vandalismus. Längst werden öffentliche Flächen, auch in der Region, zum Besprühen frei gegeben - und angenommen. Zerstörungen indes gehen weiter.

 

Ernsthafte Sanktionen haben die oft jugendlichen Sprüher dabei kaum zu fürchten, obgleich man sich bemüht, das Farbesprühen und Zerkratzen rechtlich leichter als Sachbeschädigung ahnden zu können.

In skandinavischen Ländern agierte der Gesetzgeber in der Vergangenheit rigoroser. "Null-Toleranz-Praxis" heißt das auf Norwegisch und Schwedisch und hat laut offiziellen Angaben, etwa in Oslo, erhebliche Wirkung gezeigt.

Immer noch werde solcher Art Vandalismus auf "unverantwortliche Weise verharmlost", macht Hirte seinem Ärger und seiner Enttäuschung Luft. Von der Verwaltung Kleinmachnow wünsche er sich mehr Engagement.

So müssten "überall in der Gemeinde hässliche Farbschmierereien schneller wieder entfernt werden". Privat Betroffene sollten entsprechend Anzeige erstatten oder sich beim Ordnungsamt melden, damit das Ausmaß der wirklichen Schäden sichtbar werde. Die Kontrolle der Hinweistafeln der Lokalen Agenda AG Wandern und Touristik indes und die Beseitigung von Vandalismusschäden sei nur in ehrenamtlicher Tätigkeit zu leisten. Doch allein die Strecken regelmäßig abzulaufen, sei zeitlich kaum möglich, erklärt der Wanderwart.

Hilferuf an die Bevölkerung

Die Lokale Agenda bittet daher die Bevölkerung, Zerstörungen und Schmierereien an den Informationstafeln ihrem Büro, das sich im Kleinmachnower Gemeindeamt befindet, mitzuteilen, damit diese möglichst schnell behoben werden können.

Weitere Informationen unter 033203/8 77 12 61, im Internet: www.agenda21-kleinmachnow.de.