Potsdamer Neueste Nachrichten 05.07.06

Wildtiere auf dem Vormarsch

Kleinmachnows Bürgermeister ordnet Jagd mit der Schusswaffe an

JÜRGEN STICH

KLEINMACHNOW Wildschweinen und Füchsen in Kleinmachnow und Stahnsdorf soll es an den Kragen gehen. Die Wildtiere zieht es besonders in der trockenen und warmen Jahreszeit in die Ortslagen, in Kleinmachnow sei es in den vergangenen Wochen "vermehrt zu Wildschäden bei Garten- und Grundstücksbesitzern" gekommen, so Ordnungsamtsleiter Ekkard Dehne. In Stahnsdorf waren Grundstücke in der Post- und Wannseestraße sowie der Enzianweg betroffen. Für den Jagdbezirk Kleinmachnow-Stahnsdorf hat Bürgermeister Wolfgang Blasig deshalb jetzt "die beschränkte Jagdausübung mit der Schusswaffe angeordnet", die auch für "befriedete Bezirke" gilt. Allerdings ist dort die Bejagung auf Wildschweine und Füchse beschränkt und nur erlaubt, wenn eine "gefahrlose Schussabgabe möglich ist". Die Anordnung gilt bis 31. Dezember 2006, die Untere Jagdbehörde muss über den Verlauf der Bejagung unterrichtet werden.

Jagdpächter Hans Diwiszek ist für die Abschüsse zuständig. Drei "Gastjäger" handeln darüberhinaus in seinem Auftrag. Nach Diwiszeks Beobachtung ist die Zahl der Wildtiere in der Region zwar nicht größer geworden, "es zieht die Tiere aber verstärkt in bewohnte Gebiete". In der Zeit vom 1. April 2005 bis zum 31. März 2006 haben die Jäger mehr als 40 Wildschweine und 26 Rehe im Jagdbezirk geschossen. "Dazu kommen noch 30 Füchse", so Diwiszek, der die Situation vor Ort bereits seit Jahrzehnten kennt.

Die Ordnungsämter und der Jagdpächter drängen auf präventive Maßnahmen, um das Eindringen der Wildtiere in die Ortschaften zu erschweren. "Die Bürger haben eine Mitverantwortung", so Diwiszek. Beliebte Nahrungsquellen für die Schwarzkittel seien Mülltonnen, Komposthaufen und Papierkörbe. Auch durch Füttern werden sie dauerhaft in Wohnsiedlungen gelockt. Die Folge dieser Besuche sind zerstörte Gärten oder aufgerissene Müllsäcke. Um sich vor derart unerfreulichen Begegnungen zu schützen, sollten Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Eine wichtige Schutzfunktion übernimmt dabei ein stabiler Zaun. Dieser sollte eine Höhe von 1,50 Meter aufweisen und 40 Zentimeter in den Boden hineinreichen, um ein Untergraben zu verhindern. Komposthaufen müssen abgedeckt werden, weil ausströmende Gerüche Wildtiere anlocken. "Sollte es trotzdem zur Begegnung mit einem Wildschwein kommen, ist es wichtig, die Ruhe zu bewahren", rät Diwiszek. Rufen und ruckartige Bewegungen verstören das Tier. Will man einen Angriff vermeiden, darf das Wildschwein keinesfalls in die Enge getrieben werden.