Märkische Allgemeine Zeitung 02.06.06

Ausflügler kamen in Scharen
Tek km 08,34: Gasthäuser / "100 Jahre Teltowkanal" (Teil 54 und Schluss)

PETER HAHN

 

Schleusenwirtshaus

Diners, Soupers und sämtliche Delikatessen der Saison gab es einst bei Hermann Pfeiffer. Foto: HPH

Damals - vor einhundert Jahren - lag eben der Gedanke nahe, "das interessante, in schöner Landschaft aufgebaute Schleusenbauwerk auch weiteren Kreisen zugänglich zu machen und zugleich zu einem behaglichen Ruhepunkt für diejenigen zu gestalten, denen nebenbei ein Stück modernen Verkehrslebens von Interesse ist". Das Interesse an dem Jahrhundertbauwerk Kleinmachnower Schleuse hat keineswegs nachgelassen. Die Intentionen der Betreiber allerdings.

Angefangen hat es 1939, als das "Schleusen-Wirtshaus" dem Bau der dritten Schleusenkammer auf der Nordseite weichen musste. Wenig später funktionierte das Oberkommando der Wehrmacht das Bauwerk zum Brückenkopf um. Nicht besser wurde es nach der (teilweisen) Wiedereröffnung des Teltowkanals, als das aus der Bundesrepublik kommende Tankmotorschiff "Lichterfelde" zum ersten Nutznießer des Transitabkommens erkoren wurde und am 20. November 1981 gegen 11 Uhr in die Schleusenkammer einfuhr. Mit dem Abriss der alten und dem Bau der neuen Schleusenbrücke hat die Schiffahrtsdirektion Ost den Neugierigen noch mehr Distanz verordnet. Irgendwie können sich die Verantwortlichen von dem Gedanken nicht befreien, das Schleusenbauwerk als Hochsicherheitszone einzustufen.

Gerade nach den für sie nachteilig verlaufenen Diskussionen um den Ausbau der Südtrasse, wo es doch beim "Projekt 17 Deutsche Einheit" nicht nur um die 90-Millionen-Neubauten von Nathan-, Autobahn-, Knesebeck- und Wilhelm-Borgmann-Brücke sowie um Hebung von Emil-Schulz-, Bäke-, Rungius-, Buschkrug- und Stubenrauchbrücke (inklusive U-Bahn-Schacht) ging, sondern auch um die unbestritten dringend notwendige Sanierung der einhundertjährigen Wasserstraße, wäre ein Umdenken in der "Öffentlichkeitsarbeit" sinnvoll.

 

Landrat Ernst von Stubenrauch und sein Kanalbaumeister Christian Havestadt waren weitsichtiger. Natürlich waren für sie neben den neuen verkehrs- und wasserbautechnischen Möglichkeiten vorrangig die wirtschaftlichen Gesichtspunkte entscheidend. Nicht ohne Hintergedanken ließen sie aber in einer landschaftlich reizvollen Gegend vom Architekten Friedrich Lahrs architektonische Akzente setzen. Sein Schleusengehöft fiel der damaligen Jury durch eine "bemerkenswerte Schlichtheit" und den "Verzicht auf alles schmückende Beiwerk" auf. "Gelungene Aufteilung der Baumassen, ruhige Silhouette, einheitliche Dachform, Verzicht auf historistische Bauelemente wie Türme oder Schmuckgiebel, klare zurückhaltende Fassadengliederung und äußerst sparsam verwandte flächige Dekorationselemente" wurden anerkennend herausgehoben.

Was hinter den Kulissen los war, lässt sich erahnen, wenn Stubenrauch und Havestadt Ausgestaltung und Mehrausgaben vor denjenigen rechtfertigen, "welche geneigt sind, aus praktischen Erwägungen heraus, einem sogenannten Nutzbau auch nur notwendige oder rein nützliche Aufwendungen zuzubilligen".

Ihre Rechnung ging auf. Die Ausflügler kamen mit der dampfgetriebenen "lahmen Ente" der Groß-Lichterfelder Straßenbahn vom Bahnhof Lichterfelde-Ost über Teltow und Stahnsdorf, zu Fuß von Zehlendorf und Wannsee oder mit der Personenschiffahrt von Neu Babelsberg. Nach dem der Kreis Teltow die legendäre Linie 96 am 1. April 1906 für 850 000 Goldmark gekauft hatte, wurde die Strecke sogar elektrifiziert und bis zur Kleinmachnower Schleuse verlängert.

Landrat Ernst von Stubenrauch und sein Kanalbaumeister Christian Havestadt waren weitsichtiger. Natürlich waren für sie neben den neuen verkehrs- und wasserbautechnischen Möglichkeiten vorrangig die wirtschaftlichen Gesichtspunkte entscheidend. Nicht ohne Hintergedanken ließen sie aber in einer landschaftlich reizvollen Gegend vom Architekten Friedrich Lahrs architektonische Akzente setzen. Sein Schleusengehöft fiel der damaligen Jury durch eine "bemerkenswerte Schlichtheit" und den "Verzicht auf alles schmückende Beiwerk" auf. "Gelungene Aufteilung der Baumassen, ruhige Silhouette, einheitliche Dachform, Verzicht auf historistische Bauelemente wie Türme oder Schmuckgiebel, klare zurückhaltende Fassadengliederung und äußerst sparsam verwandte flächige Dekorationselemente" wurden anerkennend herausgehoben.

Was hinter den Kulissen los war, lässt sich erahnen, wenn Stubenrauch und Havestadt Ausgestaltung und Mehrausgaben vor denjenigen rechtfertigen, "welche geneigt sind, aus praktischen Erwägungen heraus, einem sogenannten Nutzbau auch nur notwendige oder rein nützliche Aufwendungen zuzubilligen".

Ihre Rechnung ging auf. Die Ausflügler kamen mit der dampfgetriebenen "lahmen Ente" der Groß-Lichterfelder Straßenbahn vom Bahnhof Lichterfelde-Ost über Teltow und Stahnsdorf, zu Fuß von Zehlendorf und Wannsee oder mit der Personenschiffahrt von Neu Babelsberg. Nach dem der Kreis Teltow die legendäre Linie 96 am 1. April 1906 für 850 000 Goldmark gekauft hatte, wurde die Strecke sogar elektrifiziert und bis zur Kleinmachnower Schleuse verlängert.