Märkische Allgemeine Zeitung 22.05.06

Kanal-Geschichte wird lebendig
Heute Premiere in der Steinweg-Schule / Schüler stellten Projekte vor

KONSTANZE WILD

KLEINMACHNOW Berühmte Menschen, fremde Kulturen und ein weit über die Region hinaus bedeutsames Stück Heimatgeschichte haben die Schülerinnen und Schüler der Steinweg-Grundschule gekonnt in Szene gesetzt. Zum Tag der offenen Tür präsentierten sie dem Publikum, Eltern und Neulingen, die die Schule einmal von Innen erleben durften, was sie in verschiedenen Projekten so alles entdeckt, geschaffen und einstudiert hatten.

Da durfte in diesem Jahr natürlich Mozart nicht fehlen - als lebensgroße Papp-Mache-Figur genauso beeindruckend, wie die vielen kleinen Aktionen, in denen sich sogar schon die erste Klassenstufe mit Musik und Lebenswelt des Genies Amadeus beschäftigt hatte. Den Spuren eines ganz fernen Kulturkreises folgten die dritten Klassen - sie beschäftigten sich mit Tänzen, Musik und Lebensweisen von Indianern.

Die Geschichte ihrer Heimat, darüber hinaus ein Stück deutscher Zeitgeschichte, galt es für die Mädchen und Jungen der Steinweg-Schule beim Thema Teltowkanal zu entdecken. Kurz vor ihrem 100jährigen Jubiläum scheint die Wasserstraße, an deren Ufern man "wandern, spielen, campen, angeln, gärtnern oder Rad fahren kann", wie es die dritte Klasse auf einer schönen Collage mit Fotos und Texten zusammentrug, gerade auch Kinder zu faszinieren. Mit Hilfe der Heimatvereine der Region, tastete man sich auf Wandertagen und künstlerisch an den Kanal heran, der schon während seines Entstehens vor über hundert Jahren, Landschaften, Orte und die Geschicke der Menschen prägte.

Natürlich auch das Leben jener etwa 10000 Arbeiter, die sechs Jahre harte Arbeit auf der Riesenbaustelle leisteten. Für die offizielle Geschichte oft nur eine Randnotiz. Doch wie sah der Alltag dieser Menschen aus? Annähernd 12 Millionen Kubikmeter Boden bewegten die Erdarbeiter, die zahlreich auch aus Polen, Russland, Kroatien, Italien und Galizien in den Kreis Teltow gekommen waren.

Das "Jahrhundertbauwerk", Titel des hochaktuellen Stückes der Theatergruppe "Arleccino" der Steinweg-Schule, widmet sich einer Fülle historischer, gesellschaftlicher und politischer Fragen rund um den Kanalbau. Das verspricht anschauliches Lernen und Spaß zugleich, für Akteure und Zuschauer. Die Scherinskys, eine typische Familie aus Teltow, offenbaren auf der, dank der Heimatvereine, mit Originalrequisiten und -kostümen ausgestatteten Spielbühne, Menschliches und Allzumenschliches. Da wird gestritten und geliebt, gelitten und gefeiert: Schließlich geht es um ein Bauwerk, dass das Leben verändern wird. Doch mehr sei hier nicht verraten. Außer, dass Fiorenza Renn in schöner Tradition auch wieder eine Fremdsprache zum Erklingen bringt. Und dass die engagierte Theaterfrau nicht nur textete und Regie führt, sondern auch Vladimir Ivachkovets gewinnen konnte, die "Erdarbeiter" und den "Plundermann" musikalisch in Szene zu setzen.

Nebenan in der Turnhalle zeigten indes noch kleine Akrobaten und Artisten ihr Können, dass sie während einer Zirkus-AG erworben haben. Für das nächste Frühjahr plant die Steinweg-Schule eine Zusammenarbeit mit dem "Projekt-Zirkus Sperling", erzählt Brigitte Güllmar.

Die Rektorin der Grundschule, die zurzeit 536 Kinder in 23 Klassen hat, freut sich besonders darüber, dass bei allen Themenkreisen und Arbeiten die Kinder sehr viel selbst initiiert und gemacht haben.

"Das Jahrhundertbauwerk": Heute (Premiere) um 18 Uhr und am Dienstag, 23. Mai, 18 Uhr, in der Steinweg-Schule Kleinmachnow. Am 28. Mai ist das Stück um 14 Uhr im Bürgerhaus in der Ritterstraße in Teltow zu sehen und zum Kanaljubiläum präsentieren die Schüler und Schülerinnen am 2. Juni an der Schleuse eine Szenenauswahl.