Märkische Allgemeine Zeitung 02.05.06

Havarie an der Schleuse

Frachter prallte gegen Untertor / Schnelle Reaktion des Schifffahrtsamts

JÜRGEN STICH

KLEINMACHNOW Ein Frachtschiff hat am Samstagabend um 19.47 Uhr das Untertor der Kleinmachnower Schleuse gerammt. Der Teltowkanal musste daraufhin für den gesamten Schiffsverkehr gesperrt werden. Der Schleusenbetrieb konnte erst am späten Sonntagnachmittag ab 18 Uhr in eingeschränkter Form wieder aufgenommen werden. Das Berliner Schubschiff "Sch 2432" der Deutschen Binnenreederei hatte in Neukölln Ladung genommen und war in Richtung Elbe-Havel-Kanal und Elbe nach Riesa unterwegs. Es fuhr von Osten in die Nordkammer der Schleuse ein und prallte ungebremst auf das Untertor.

Nach ersten Erkenntnissen der Wasserschutzpolizei, die kurz nach der Havarie vor Ort war, könnte ein Fehler in der Schiffselektronik den Unfall verursacht haben. Durch die Wucht des Aufpralls wurde das Geländer auf dem Tor stark demoliert, an der Torwand blieben tiefe Schrammen zurück.

Für die Sicherheit auf dem Teltowkanal ist der Außenbezirk Neukölln des Wasser- und Schifffahrtsamtes Berlin zuständig. Dessen Leiter Jan Hädicke sprach noch am Samstagabend ein Fahrverbot für das Frachtschiff aus, das mit einer Länge von 65 Metern fast die ganze Schleusenkammer ausfüllte.

Der Schubverband musste am Sonntagvormittag aus eigener Kraft rückwärts aus der Schleuse fahren und an der Haltestelle im Machnower See festmachen. Das Wasser wurde aus der Kammer abgelassen. Erst jetzt konnte der genaue Schaden am Schleusentor ermittelt werden. Hädicke und sein Stellvertreter Bert-Günter Zehle hatten in der Zwischenzeit das WSA-Tauchschiff "Biber" von der Berliner Oberschleuse nach Kleinmachnow beordert. Zahlreiche Kleinmachnower, die sich im Laufe des Tages auf der Schleusenbrücke eingefunden hatten, verfolgten die Tauchgänge. Dann kam Entwarnung: Die beiden Flügel des Klapptors waren intakt geblieben, die Schäden geringer als angenommen. Das "Schütz" am Nordflügel des Tores wird nach Auskunft von Jan Hädicke zunächst aber geschlossen bleiben, so dass die Schleusungen in den kommenden Tagen länger dauern werden. "Das Entscheidende für uns ist aber, dass wir den Kanal nach einer nur kurzen Unterbrechung wieder für den Verkehr freigeben und den Frachtern damit den Umweg durch Berlin ersparen können."

"Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen", sagte Bert-Günter Zehle nach der Begutachtung des Schadens. Der Frachter, der bis zu 1000 Tonnen laden kann, hätte unter anderen Umständen das Tor durchbrochen - eine Horrorvision einen Monat vor den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Teltowkanals.

Bei den Kleinmachnowern hat die Havarie indes böse Erinnerungen an den folgenschweren Unfall im Jahr 1993 geweckt. Damals war ein Lastschiff beim Versuch, von Westen her in die Nordkammer einzufahren, gegen einen Brückenpfeiler geprallt. In der Folge war die Schleusenbrücke - eine der wichtigsten Straßenverbindungen in der Region - für mehr als zehn Jahre gesperrt worden.