Märkische Allgemeine Zeitung 06.03.06

Für eine "Ehe" ist die Region noch nicht bereit

Podiumsdiskussion in Teltow über eine vereinte Zukunft / Mit gemeinsamen Projekten Schritt für Schritt ans Ziel

 

HEINZ HELWIG

TELTOW "Gemeinsam in die Zukunft?!" blickten am Freitagabend im "Hoteltow" die Teilnehmer einer öffentlichen Podiumsdiskussion. Eingeladen hatte die Teltower CDU. Nicht nur sie, sondern auch zahlreiche Zuhörer wollten von den drei Bürgermeistern Thomas Schmidt (Teltow), Wolfgang Blasig (Kleinmachnow) und Gerhard Enser (Stahnsdorf) sowie den beiden CDU-Ortsvorsitzenden Wolfgang Nieter und Peter Weiß bzw. vom stellvertretenden Teltower CDU-Fraktionsvorsitzenden Florian Lewens wissen, welche Chancen und Wege die Kommunalpolitiker für eine gemeinschaftliche Entwicklung ihrer Orte sehen.

Bürgermeister Enser hatte in seiner Leinwandpräsentation zu diesem Thema das Fragezeichen hinter dem Veranstaltungstitel bereits gestrichen. "Für mich gibt es da keine Alternative", erklärte das Stahnsdorfer Oberhaupt gleich zu Beginn. Prinzipiell stimmte ihm die Präsidiumsrunde zwar zu. Der weitere Verlauf der Diskussions zeigte dagegen, dass noch einiges untereinander geklärt werden muss, bevor das Ausrufezeichen allein für die Einigkeit der drei Kommunen stehen kann.

Trotzdem gäbe es für die Zusammenarbeit schon eine solide Basis, stellten die drei Bürgermeister heraus. Beispiele dafür seien die Kommunale Arbeitsgemeinschaft "Der Teltow" (KAT) oder der Wasser- und Abwasserzweckverband sowie etliche regionale Konzeptionen, von denen der Entwurf zur künftigen Schulentwicklungsplanung das jüngste Kind des Trios ist.

Einem gemeinsamen Schulzweckverband zur Unterstützung der Bildungseinrichtungen in der Region räumt Gerhard Enser allerdings keine Wirksamkeit ein. Auch sein Amtskollege Schmidt aus Teltow sieht die Kommunen, die zwar Träger der Schulen sind, in einer eher schwachen Position. Wie viel Schüler für welchen Bildungsweg zusammenkommen, welche Klassen damit eröffnet werden können und welche Lehrer für welche Schulen zur Verfügung stünden, werde letztendlich vom Wahlverhalten der Eltern bzw. vom Bildungsministerium mit seinen nachgeordneten Einrichtungen bestimmt. Deshalb sollte nicht jedes Kind auf ein Gymnasium gehen können, forderte Peter Weiß aus Stahnsdorf. Vielmehr müsste es wieder ein Auswahlverfahren geben, aber nicht mit den alten DDR-Kriterien. Unabhängig davon hätte der Schülermangel in der Region sicher etwas abgefangen werden können, wenn die Neuzugänge für die weiterführenden Einrichtungen in den nächsten Jahren wechselseitig untereinander ausgetauscht worden wären, glaubt Stahnsdorfs Bürgermeister Enser. Doch diese Chance sei vertan, da die erforderliche Zahl an Oberschülern sobald nicht mehr erreicht werde.

 

Auch Kleinmachnows Gemeindechef Blasig hat einen permanenten Wandel in der Entwicklung der regionalen Schullandschaft festgestellt, die seinen Ort allerdings attraktiver werden ließ. So seien die Internationale Schule, die Waldorf- oder die evangelische Grundschule wichtige Kriterien, die Kleinmachnow mehr Einwohner und andere positive Effekte gebracht hätten.

Einen solchen erhoffen sich die Stahnsdorfer vor allem mit der Anbindung ans S-Bahn-Netz, worin ihr Bürgermeister die zunächst realistischste Möglichkeit eines verbesserten öffentlichen Nahverkehrs für die Region sieht. Kleinmachnows Bürgermeister Blasig bleibt bei seiner Stammbahn, hätte aber auch nichts gegen einen neuen Ringschluss einzuwenden. Doch der ist wegen der heutigen Bebauung der Orte und der damit verbundenen Eigentumsverhältnisse wohl auf Jahrzehnte in Frage gestellt, weiß Gerhard Enser nur zu gut. Wichtiger wäre dagegen vielmehr, den bisherigen Citybus von Teltow zum Regionalbus auszuweiten. In Teltow jedenfalls werde der Bus sehr gut angenommen, konnte Thomas Schmidt wieder einmal bestätigen. Als Regioverbindung müsste er aber von Teltow bis nach Wansee fahren können, sonst koste er nur Geld, meinte Blasig. Das hieße, die unterbrochene Strecke auf dem Stahnsdorfer Damm in Kleinmachnow wieder herzustellen. Genau das hatten Berlin und die eigene Gemeindevertretung jedoch abgelehnt.

Auch einem Zusammenschluss von Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf werden sobald keine Chancen eingeräumt. "Wir sollten mit gemeinsamen Projekten kleine Schritte gehen, die nachvollziehbar sind", empfiehlt Teltows Stadtoberhaupt Schmidt. Wenn das dringend notwendige Wir-Gefühl bei den Einwohnern angekommen ist, werden sie vielleicht einen Zusammenschluss für längst überfällig halten, hofft gleichfalls Amtskollege Blasig.