Märkische Allgemeine Zeitung 12.09.05

 

In Richtung Wachstumskern
Zweite Regionale Wirtschaftsschau demonstrierte Wettbewerbsfähigkeit

ARMIN KLEIN

STAHNSDORF In der Spätsommerhitze auf dem Selgros-Parkplatz wirkte der Ausstellungsstand von René Rautenberg mit seinem Design-Kaminkachelofen fast wie eine Provokation. Doch der Stahnsdorfer Kachelofen- und Lüftungsbaumeister ließ sich nicht beirren: "Ich erwarte bis heute Abend keinen Boom neuer Kunden, aber ich setze mich für unseren Ort ein und ich will vor allem den Leuten Alternativen zur immer teureren Öl- und Gasheizung aufzeigen", erklärte der Unternehmer und schwor u.a. auf Holzbriketts aus nachwachsendem Energieträgermaterial.

Um das Wohl der Heimatregion ging es allen 37 Ausstellern der Zweiten Regionalen Wirtschaftsschau Kleinmachnow-Teltow-Stahnsdorf, zu der der CDU-Mittelstandsverein, der Unternehmerverband Brandenburg und der Regionale Gewerbeverein eingeladen hatten. Während die Kommunalpolitiker immer noch daran werkeln, ob sie ihre mehr als 50 000 Einwohner zählende Region erst einmal durch einen überregionalen "Planungsverband" zusammenführen oder ihre Interessen doch schon in einem schlagkräftigeren "Kommunalverband" bündeln sollten, hatten die Wirtschaftsexperten in ihrer "Schau" schon Nägel mit Köpfen gemacht.

Am Stand von Vodafon ließ sich Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser demonstrativ fotografieren. "Das ist mit 680 Mitarbeitern unser örtliches Standbein in Sachen Steuern und Beschäftigung", lobte er das Großunternehmen. Im benachbarten Teltow ist die Konkurrenz O2 in ähnlicher Weise zu Gange, mit 500 Mitarbeitern und allein in diesem Jahr mit 80 neu eingestellten Arbeitskräften im Callcenter- und Netzwerkbereich.

Nicht weniger "mobil" zeigten sich die ausstellenden Klein- und mittleren Unternehmen. Da war der Vermessungsingenieur Mengelkamp mit seinen informativen Digital-Geländekarten. Broses Vertrieb elektronischer Bauelemente handelt mit Lichtemissionsdioden (LEDs) und Hochleistungswiderständen, die in der traditionsreichen Elektronik-Region Teltow/Stahnsdorf produziert werden. Die Stahnsdorfer Aktiv Sensor GmbH punktete mit Drucksensoren für Flugzeuge und medizinischer Sensortechnik und die Teltower Pei Tel Communication GmbH stellte neuartige Kopfhörersets für den Fest- und Mobilfunkempfang vor. Auf Besucherinteresse stießen auch Dienstleister wie EMB, Eon-Edis, Technologiezentrum und Ausbildungsverband Teltow, Selgros mit seinen Azubis oder Borkowskys Drucker-tintenservice "Flink Ink".

Etwa 40 Besucher verfolgten die drei im Rahmen der Wirtschaftsschau anberaumten Podiumsgespräche zu Wirtschaft und Wachstum, Standortfragen und Entwicklungstempo und Auswirkungen differenzierter Förderpraktiken des Landes. Michael Richter vom Wirtschaftsministerium sprach von bisher "erkannten" 16 Wachstumsbranchen im Lande und die Diskussionsbeiträge aller regionalen Podiumsredner einschließlich der Bürgermeister von Teltow (Thomas Schmidt) und Stahnsdorf liefen auf ein und dasselbe hinaus: Wir haben bereits jetzt beachtliche Kompetenzfelder, um als förderwürdiger Wachstumskern anerkannt zu werden. Natürlich wurden auch noch vorhandene Unzulänglichkeiten angesprochen, u.a. das Fehlen eines einheitlichen Stadtmarketings für die Drei-Gemeinden-Region.

Ein Appell ging an die Banken: Wenn "Wirtschaft schafft Wachstum" - Losung der Wirtschaftsschau 2005 - wahr werden soll, dann müssten die Geldinstitute endlich bereit sind, bei der Kreditvergabe an finanzschwache kleinere und mittlere Unternehmen mehr Risiko mit zu tragen.