Märkische Allgemeine Zeitung 01.06.2005

Bildungsreport kommt
Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf - eine Region überprüft sich

MATTHIAS ANKE

TELTOW Es war die erste gemeinsame Bildungskonferenz der Orte Stahnsdorf, Kleinmachnow und Teltow: "Region macht Schule" lautete ihr Titel und sie erfreute sich mit 60 Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Schulwesen und Gemeindeverwaltung regem Interesse. Doch ein Allheilmittel, um die seit Pisa öffentlich gewordene Bildungsmisere und die daraus resultierende Ausbildungsproblematik zu lösen, fand die Konferenz nicht.

Weil das aber kein erklärtes Ziel war, dürfen sich die Beteiligten, die sich in den Räumen des Ausbildungsverbunds Teltow (AVT) trafen, dennoch als erfolgreich betrachten. Der erste Schritt zur Qualitätsverbesserung von Unterricht und Ausbildung gleichermaßen ist auf kommunaler Ebene schließlich getan: Die Region hat sich mittels Konferenz auf die Erschaffung eines Bildungsnetzes verständigt, mit dem Schul-Theorie und Berufspraxis zusammenrücken sollen. Damit dieses Netz geknüpft werden kann, werden sich die drei Nachbargemeinden in puncto Bildung zunächst selbst analysieren. Dazu wird ab sofort ein Bildungsreport erarbeitet, um die Stärken und Schwächen der kommunalen Bildungslandschaft transparent zu machen. Darin sollen sich Merkmale wie Stundenausfall, Abschlussquoten und Jugendarbeitslosigkeit, aber auch die noch zu erfragende Zufriedenheit sämtlicher Beteiligter im Bildungssystem wiederfinden. Zudem bilden sich jetzt Arbeitskreise zu verschiedenen Schwerpunkten.

Der Auftrag für den Report erging an ein Team von acht angehenden Veranstaltungskaufleuten des AVT. Bis zum 8. September haben die jungen Leute Zeit. Dann wird der Report im Rahmen des für diesen Tag geplanten AVT-Bildungsmarktes vorgestellt. Zugleich wird die zweite Konferenz "Region macht Schule" stattfinden.

Die Veranstaltungskaufleute hatten bereits die erste Zusammenkunft organisiert auf Anregung des Stahnsdorfer Bürgermeisters Gerhard Enser (MAZ berichtete). "Wir gelten seit neuestem als eine Kompetenzregion für die Branchen Optik, Mechatronik, Kommunikation und Biotech", erinnerte Enser an das vergangene Woche bekannt gewordene neue Fördermodell der Landesregierung. "Für unsere Wachstumsbranchen müssen wir zukünftig qualifizierte Arbeitskräfte in der Region finden können." Das Bildungsnetz soll der Motor dessen sein, angetrieben vom gemeinsamen Handeln und mit dem Bildungsreport als Kompass.

Wolfgang Spieß, Fachbereichsleiter der Industrie- und Handelskammer und Moderator der Konferenz, wies auf derzeit 700 freie Ausbildungsplätze hin, die allein über die IHK-Homepage angeboten werden. Warum diese nicht besetzt werden, liegt für Norbert Gölitzer vom Brandenburger Unternehmerverband nicht allein an der unzureichenden Vorbereitung der Absolventen in den Schulen: "Es ist die Erziehung, und die beginnt im Vorschulalter und vor allem im Elternhaus." Hans-Joachim Ziebarth, Leiter des Teltower Oberstufenzentrums für Technik, forderte gar eine härtere Gangart: "Schulschwänzerei muss im Keim erstickt werden", sagte er wörtlich. Kein Fall sei ihm bekannt, dass ein Azubi seine Stelle verlor wegen zweier linker Hände, sondern nur aufgrund von Unpünktlichkeit und fehlender Disziplin.

Laut Norbert Gölitzer ist ein ausreichendes Angebot eigentlich schon vorhanden. "Der Teltower Technologietag oder die regionale Wirtschaftsschau präsentieren regelmäßig die geballte Kraft der Region. Dort gibt es Kontakte. Aber von den mehrmals eingeladenen Schulen erschien bislang niemand." Die Schulleiterin der Stahnsdorfer Lindenhof-Gesamtschule, Christiane Spaltmann, stellte das vorhandene Angebot nicht in Abrede, hatte jedoch konkretere Wünsche. So sollten Lehrlinge ihre Erfahrungen an die Schüler weitergeben. Es fehle eine vollständige Übersicht aller Ausbildungsbetriebe der Region. Und die Betriebe sollten mehr Schulprojekte unterstützen.