Märkische Allgemeine Zeitung 28.05.05

Drei Orte als "Kompetenzregion"
Land betrachtet Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf jetzt gemeinsam

MATTHIAS ANKE

KLEINMACHNOW Zu den aktuellen Vorschlägen der Brandenburger Landesregierung zur Wirtschaftsförderung passt es geradezu, dass der "TelTalk" nun nicht mehr "Teltower Wirtschaftsforum", sondern seit der jüngsten Sitzung der ansässigen Unternehmer "Regionales Wirtschaftsforum" heißt.

Denn die neuesten Pläne der Landesregierung sehen vor, im Berliner Umland eine höhere Wirtschaftsförderung zu ermöglichen als in Berlin selbst. Dabei sollen die Fördermittel im Land auf 16 Branchen und 67 Standorte konzentriert werden. Als einen dieser "Branchen-Schwerpunktorte" wird jetzt die Region aus den drei Orten Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf gesehen.

Die Standorte sind nach ihrer Kompetenz gegliedert worden. Entlang des Teltowkanals finde sich eine "Kompetenzregion" für vier Branchen wieder: Life Science, Mechatronik, Kommunikation sowie Optik, zu der auch Laserentwicklung gehört.

Auf dem "TelTalk"-Treffen von rund 40 Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung wurde es jetzt als "positiver Ansatz" begrüßt, dass die Regierung die drei Orte gemeinsam betrachtet. Denn bisher sah sich die Region mit ihren insgesamt mehr als 50 000 Einwohnern und rund 2400 Betrieben unverstanden, besonders als im "Zentralen-Orte-System" des Landesentwicklungsplans im März nur Teltow als ein "Zentrum im engeren Verflechtungsraum" eingestuft erschien, um seither auf mehr Zuweisungen für Infrastruktur hoffen zu können.

Alle drei Nachbarkommunen waren sogar leer ausgegangen, als im März auch die neue Förderpolitik für Investitionen in die Wirtschaft erläutert wurde. Die Förderung sollte sich auf 23 "Wachstumskerne" im Land konzentrieren. Von dieser Bezeichnung ist jetzt nichts mehr zu vernehmen. Nun gilt Branchenkompetenz. Weil sie für die Region gemeinsam erkannt worden ist, sieht der Stahnsdorfer Bürgermeister Gerhard Enser neue Chancen, auch zum "gemeinsamen Zentrum im engeren Verflechtungsraum" befördert zu werden und im Resultat als Region eine bessere Strukturförderung zu bekommen. "Ich sehe da eine S-Bahn-Verlängerung."

Möglich wird diese Förderpolitik offenbar mit dem jetzt für 2007 angekündigten Ende der Arbeitsmarktregion Berlin-Brandenburg. Sie wurde erst 2000 beschlossen, um die Förderungen in Berlin und dem Speckgürtel anzugleichen. Per Ausstieg würde aber wieder ein Gefälle entstehen, dass von Kritikern als "Konkurrenz um Ansiedlungen aufgrund knapper Mittel" erwartet wird. Der Diskurs ist entfacht: Berlin wird sich nicht wieder mit höheren Fördersätzen umgeben wollen, damit sich noch mehr Firmen außerhalb ihrer Stadtgrenzen ansiedeln. Und Brandenburgs Randregionen müssen um Förderungen bangen, wenn sie keine Wachstumsbranchen vor Ort haben. Dazwischen sonnt sich der "Speckgürtel".

Jens Klocksin, SPD-Landtagsabgeordneter und Kleinmachnower Gemeindevertreter, warnt vor Ausgrenzung: "Ein Land mit einem weißen Fleck ist ein Anachronismus im heutigen Europa. Wir sind die Verlängerung von Berlin über die Stadtgrenze hinaus." Es sei keine Apokalypse, sondern fast zu erwartende Realität, dass "Leitungen zu Randregionen gekappt werden". In den noch nicht gerichtsfesten Landesentwicklungsplan solle daher "lieber eine Schleife mehr" eingebaut werden, als irreversible Fehler zu machen.