Märkische Allgemeine Zeitung 18.05.05

Schuldorf auf dem Seeberg
"Waldörfer" hoffen auf baldigen Aufstellungsbeschluss zum B-Plan

KONSTANZE WILD

KLEINMACHNOW Hinter alten Mauern und hohen Bäumen liegt in einem Landschaftsschutzgebiet das Gelände der Freien Waldorfschule Kleinmachnow. So verwunschen weite Teile des Seebergs anmuten, so schicksalhaft ist nicht nur seine Geschichte, sondern auch das seit Jahren andauernde Tauziehen zwischen der Grundstückseigentümerin Telekom und der Gemeinde Kleinmachnow um eine Gesamtentwicklung des Geländes.

So weist auch der Flächennutzungsplan den Schulstandort "Alte Gärtnerei" als Sondergebiet für eine Schulnutzung aus, Baurecht hat die Waldorfschule bisher aber nicht erhalten. Dies könnte sich ändern, wenn die Gemeinde im Juni einen Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Seeberg fasst. Die Schule hat jedenfalls Vorarbeit geleistet. So liegt ein Entwurf zur städtebaulichen Entwicklung vor, mit dem Konzept einer allmählich wachsenden Schule. Fläche sparen durch optimale Raumnutzung sowie eine harmonische Eingliederung in den Naturraum Seeberg: "Das sind unsere Grundanliegen", erklärt Harro Volkmar, Geschäftsführer der Freien Waldorfschule. Dazu gehören die Rücksichtnahme auf topographische Beschaffenheiten des Geländes, Dachbegrünungen und Räumlichkeiten, die vielfältig genutzt werden können.

Den ersten Bauabschnitt möchte man noch in diesem Jahr mit einem unter ökologischen Gesichtspunkten geplanten Mehrzweckbau begründen. Um aber beginnen zu können, sei man eine Rückbau-Verpflichtung eingegangen: "eine Vorgabe der Grundstückseigentümerin Telekom bis zur Klärung der Seeberg-Frage", erläutert Volkmar. So soll das erste Haus in Holz-Element-Bauweise entstehen und muss komplexe Aufgaben erfüllen. Durch die Verbindung von drei Räumen (Musik, Eurythmie und Mensa), die im Schulalltag durch flexible Wände getrennt sind, ist auch eine saalähnliche Nutzung mit Theaterbühne möglich.

Mit diesem Bau erfüllt die Waldorfschule darüber hinaus die Fördervoraussetzungen für den beschlossenen und pädagogisch bereits bewilligten Ganztagsschulbetrieb. 700 000 Euro habe das Landesministerium bereits zugesagt, zinsfreie Darlehen der ILB kommen hinzu.

In Übereinstimmung mit der Gemeinde, so Volkmar, soll die Obstbaumwiese als ein wesentlicher atmosphärischer Raum erhalten bleiben. Frühere umstrittene Planungen, bei denen die idyllische Plantage weit überbaut worden wäre, seien nach dem neuen städtebaulichen Entwurf des Architekten-Teams Löffler/Kerbel hinfällig. Dennoch "wird schlicht einiges gebaut werden müssen", beschreibt Volkmar pragmatisch die Entwicklung und den Raumbedarf einer Schule, die seit ihrer Gründung nach der Wende in provisorischen Bauten und alten Gärtnereibaracken ihre Wirkungsstätte hat.

Bis zur Fertigstellung des "kleinteiligen dorfähnlichen Schulcampus", wie es im Plan heißt, werden freilich noch weitere Jahre vergehen. Der Entwurf sieht maximal zweigeschossige Häuser vor, die in mehreren Bauabschnitten verwirklicht werden. Mit zwei Solitärgebäuden, einem Mehrzweckbau und einer "möglichst Platz sparenden" Sporthalle, siedeln sie sich laut Plan um einen "Dorfanger" (Schulhof) an. Zum Waldgebiet im Süden und der Obstbaumwiese im Westen öffnet sich die Anlage.

Dort möchte die Schulgemeinschaft nicht nur die Jahrzehnte alten Apfelbäume erhalten und verjüngen, sondern sich auch aktiv an der Waldpflege beteiligen. Unterhalb der Plantage soll ein Schulgarten seinen Platz finden. Das um 1900 erbaute ehemalige Gärtnerhaus der Hakeburg - vor zwei Jahren durch einen Brand stark geschädigt - "würden wir gern in seiner historischen Gestalt sanieren", betont Volkmar.

Nördlich und östlich des Grundstücks werden voraussichtlich Wohngebiete entstehen, ergänzt der Geschäftsführer die aktuelle Gesamtentwicklung auf dem Seeberg. Erschlossen werde die Schule dann künftig von der Straße "Am Hochwald" aus.