Märkische Allgemeine Zeitung 07.03.05

Rathaus hat sich als Ausstellungsort empfohlen
Weitere Präsentationen in Kleinmachnow geplant / Kretzschmar karikiert den Bürgermeister in einem "Beziehungsgeflecht"

KLEINMACHNOW Unterstützt von Bürgermeister Wolfgang Blasig wagte Gabriele Frost ein bemerkenswertes Experiment. Sie organisierte eine Ausstellung von Bildern und Skulpturen in eigentlich nicht dafür vorgesehen Räumlichkeiten im neu erbauten Rathaus. Dafür gelang es der Mitarbeiterin für Kultur, elf Kleinmachnower Künstlerinnen und Künstler zu gewinnen, eine Auswahl ihres Schaffens zu präsentieren: die Designerin Julia Ehrt, den Grafiker Rainer Ehrt, den Maler Fridolin Frenzel, den Marinemaler Gerhard Geidel, den Bildhauer Michael M. Heyers, den Porträtkarikaturisten Ostdeutschlands, Harald Kretzschmar, den Bildhauer und Restaurator Hermann Lohrisch, den Maler und Webdesigner Benjamin Ortleb, die Malerin Katharina Schäfer von Baibus, die Malerin Helga Schulze und die Journalistin und Fotografin Petra Walter-Moll.

Die Absicht von Gabriele Frost, das im sachlichen Baustil errichtete Verwaltungsgebäude in Kleinmachnows neuer Mitte auch zu einem kulturellen Zentrum zu machen, wurde, wie die Vernissage vergangenen Freitag zeigte, zu einem ersten Erfolg. Dichtes Gedränge herrschte in den Räumen und es war nicht immer einfach, an die Kunstwerke und deren Schöpfer heranzukommen.

Neben dem großen kreativen Können war die Vielfalt der Techniken und Motive beeindruckend. Einige der Künstler widmen sich insbesondere Kleinmachnower Themen. So hat Harald Kretzschmar Bürgermeister Wolfgang Blasig in einem Beziehungsgeflecht dargestellt. "Ich hoffe nur, dass es fest genug geknüpft ist und dauerhaft hält", so der Kommentar des Karikaturisten, der die Erwartung äußerte, dass der Bürgermeister sich auch künftig für die Kunst im Rathaus einsetzen wird.

Rainer Ehrt präsentiert fünf mit Aquarelltechnik farblich gestaltete Grafiken von Kleinmachnower Prominenten, von Kurt Weill, Arnold Schönberg, Adolf Grimme, Walter Janka und Maxi Wander. Den Spanienkämpfer, Gründer des Aufbauverlages und Herausgeber der ersten Gesamtausgabe der Werke Thomas Manns, Walter Janka, hatte Rainer Ehrt noch persönlich kennen gelernt. Darüber hinaus stellte er seine geplante Installation, den Turm der Winde vor, der als Holzkonstruktion für einen begrenzten Zeitraum die abgedeckte Deponie zieren soll.

Der 1922 geborene und damit älteste an der Ausstellung beteiligte Künstler, Hermann Lohrisch, ist unter anderem mit der Holzplastik "Drei Gefangene" vertreten. Die Anregung dazu bekam der Bildhauer bei einer Aufführung Ludwig van Beethovens Oper Fidelio im Leipziger Operettentheater 1949.

Petra Walter-Moll stellt mit vier Porträts von auf Korsika entdeckten Schaufensterpuppen mit phantasievoll gestalteten Gesichtern die Betrachter vor das Rätsel: gemalt oder fotografiert? Fridolin Frenzel hat den Märkischen Wald zu seinem Gegenstand gemacht und Benjamin Ortleb gestaltete das Thema Entstehung des Lebens auf zwei großformatigen Bildern, Ursprung 1 und 2 betitelt. Bei Katharina Schäfer von Baibus dominiert das Sonnelicht ihr künstlerisches Schaffen. Ihre Gemälde sind Kompositionen aus Licht.

Fridolin Frenzel gibt eine herausragende Kostprobe der selten gewordene Marinemalerei. Viel Beachtung fand auch das Bild "Vernissage" von Helga Schulze, auf dem sie Kleinmachnower Künstler porträtierte. Musikalisch wurde die Vernissage von Heiner Ranke (Saxophon) und Harry Ermer (Piano) umrahmt.

Nach dem gelungen Einstieg sollen regelmäßig weitere Ausstellungen folgen. Die laufende Präsentation der Bilder und Objekte ist noch bis zum 13. Mai zu sehen. D. S.