Märkische Allgemeine Zeitung 29.11.04

Vierzig und trotzdem jung

Kleinmachnower Affenclub beging Jubiläum mit stimmungsvoller Feier

 

THOMAS VIEWEG

KLEINMACHNOW Da sage noch einer, Musik kann nicht verbinden! Dorthin, wo sonst die Jugend von Kleinmachnow zu Hip-Hop-Musik ausgelassen feiert, kamen am Sonnabend viele ältere Semester. Wo sonst oft Gitarrenriffs von Rockbands aus den Boxen dringen, fand sich zum Beispiel der Landtagsabgeordnete Jens Klocksin ein. Doch der Grund für dieses Treffen der Generationen im Affenclub war nicht die Musik allein, sondern das 40-jährige Jubiläum des traditionsreichen Musikclubs.

Viele Clubmitglieder von einst waren zu der Feier gekommen, die wohl insbesondere die Tatsache eint, einen Teil ihrer Jugend im Affenclub verbracht zu haben. So war etwa Monika Rauer gekommen, die sich noch an das erste Domizil des Affenclubs in der Philipp-Müller-Allee erinnern kann, wo 1964 alles begann. Der Club hieß damals freilich nicht Affenclub, sondern "Jugendklub Philipp Müller" - wie die Straße, der heutige Zehlendorfer Damm.

In den frühen 70er Jahren begann sich um den Club herum ein Verein zu bilden. Die Mitglieder organisierten Skatturniere, Tischtennis und Discos für die Jüngeren. "Und nach den Discos ging es für uns immer noch weiter", berichtet das ehemalige Mitglied Klaus Behrendt, "denn die Discos mussten ja immer schon um 24 Uhr aus sein". Ende der 70er Jahre zog der Affenclub dann in sein zweites Domizil um, jenes in der Förster-Funke-Allee, das für viele Kleinmachnower bis heute "der eigentliche Affenclub" war. Klaus Behrendt, Monika Rauer und viele andere halfen tatkräftig an der Errichtung dieses Hauses 1979 mit.

 

Woher kommt der Name "Affenclub"?

Aber keiner der Mitstreiter von einst weiß so recht zu sagen, wie sich der Name "Affenclub" einnistete. "Weil wir damals so affig waren", scherzt Marwin Rauer, und seine Frau Monika glaubt, dass es an einem an der Tür befestigten Affen lag. Wie dem auch sei, alle können sich erinnern, dass viele Discos und Konzerte im Affenclub für sie bis heute unvergesslich geblieben sind.

Nach der Wende folgte dann ein trauriges Kapitel in der Historie. Das Haus in der Förster-Funke-Allee brannte ab. Das Gerücht vom "warmen Abriss" machte die Runde, bis heute ist die Brandursache ungeklärt. Heimatlos geworden, fand der Club 1994 Unterschlupf im einstigen Offizierskasino der Grenztruppen. Dass dies nur eine Übergangslösung sein sollte, darin waren sich alle einig, erinnert sich André Kruschke, der 1996 und 1997 Chef des Vereins war. Daher gab man dem neuen Domizil den Namen "Notnagel", um den Übergangscharakter zu dokumentieren.

Ein neues, das mittlerweile vierte Quartier fand der Affenclub dann 1998 im Keller der Jugendfreizeiteinrichtung in der Förster-Funke-Allee, wo der Club seither beheimatet ist. Gewechselt haben seitdem oftmals die Generationen an Clubmitgliedern und auch die formalen Vereine hinter dem Affenclub. Seit dem 9. Oktober 2001 betreibt der Musikclub e.V. den Affenclub. "Heute haben wir 21 Mitglieder im Alter von 18 bis 43 Jahren", sagt Thomas Schulze, der aktuelle Vereinsvorsitzende. Er betont, dass der von mittwochs bis sonntags geöffnete Club einem möglichst breiten Publikum ein Angebot machen möchte: Von Hip-Hop über Rock und Pop-Musik bis hin zu Auftritten von Liedermachern könne man alles auf der Bühne erleben, vor allem junge Bands aus der Region will man zu Auftritten verhelfen. Im Schnitt kämen 50 bis 60 Besucher zu den Konzerten. Daneben versuche man derzeit erfolgreich, sich auch verstärkt der Jugendarbeit zu widmen. Junge Bands können unter der Woche in den Räumen proben, und ein Billardturnier hat sich etabliert.

Neuer Mietvertrag zum Jahresanfang

Um so geschockter sei man gewesen, als am 5. März dieses Jahres die Kündigung von der Gemeinde einging. Der Affenclub schon wieder heimatlos? Das Gerücht, Jugendliche bekommen hier Alkohol, ging um. Mittlerweile seien alle Gerüchte ausgeräumt. Alkohol gibt es seitdem erst ab 21 Uhr und überhaupt erst ab 18 Jahren, damit sei man strenger als das Jugendschutzgesetz, sagt Claudia Rienäcker vom Verein, denn draußen könnten auch 16-Jährige Bier kaufen.

Zum Jahresanfang soll es nun einen neuen Mietvertrag mit der Gemeinde geben. "Es ist toll, dass sich der Club durch ehrenamtliche Arbeit so lange hält", so Frank Brose, mit 43 Jahren Senior im Verein. Als Egon sorgte er mit Gunner Engel als "Egon und Brille" am Sonnabend für das, worum es im Affenclub eigentlich geht: für die Musik. Ihre Coversongs ließen unabhängig vom Alter gute Stimmung aufkommen. Musik kann eben doch verbinden.