Märkische Allgemeine Zeitung 13.09.04

Brutzeln für einen guten Zweck
Tag des offenen Denkmals an der sanierungsbedürftigen Dorfkirche

 

KONSTANZE WILD

KLEINMACHNOW
Würzige Duftschwaden streifen die Vorüberziehenden, die sich zum Tag des offenen Denkmals an der Dorfkirche eingefunden haben. Ein Wildschwein gart dort seit dem Morgen, ganz archaisch über offenem Feuer. Die umstehenden Männer mit ihren weißen Kochmützen sind zufrieden. Eigentlich treffen sie sich einmal im Monat seit Anfang des Jahres am Herd der Auferstehungskirche. "Ein Fünf-Gänge-Menü komme da schon auf den Tisch", schwärmt Bodo Bohn und lobt das soziale Miteinander beim Kochen und gepflegten Speisen im Männerkochkurs der evangelischen Kirchengemeinde.

Die Hobby-Köche brutzeln an diesem Wochenende für den guten Zweck: Ihre Einnahmen fließen in die dringende Sanierung des Turmes der alten Dorfkirche. Dort wackelt und bröckelt es im maroden Fachwerk. Und die Holzkonstruktion der Turmlaterne muss ausgebessert werden. Den Großteil der Kosten, die sich auf drei Bauabschnitte verteilen, etwa 210 000 bis 230 000 Euro, muss die Gemeinde aufbringen, erläutert Jürgen Flechtner, Vorsitzender des Fördervereins Kirchenbauten Kleinmachnow (MAZ berichtete). Man rechne aber auch mit Zuwendungen aus dem Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf und dem Landesdenkmalamt. So ist der bundesweite Tag des offenen Denkmals willkommener Anlass gewesen für die erste große Spendenaktion des am Anfang des Jahres gegründeten Vereins.

Zum Auftakt des dreitägigen Programms am Zehlendorfer Damm gab es am Freitag ein Benefizkonzert. Der Cellist Dietmar Schwalke, Mitglied im Philharmonischen Orchester Berlin, musizierte mit seiner Tochter Elisabeth Schwalke (Violine) und Helmut Kühn (Orgel) zugunsten der evangelischen Gotteshäuser. Ein musikalischer Hochgenuss, der vor der Kirche unter hohen Bäumen bei Wein, Käse und Gesprächen seinen atmosphärischen Abschluss fand.

Am Familientag gehörte die Kirche ganz den Kindern. Drinnen und draußen ging's auf Erkundungstour. Mit Fragebogen ausgerüstet begutachteten Drei- bis Dreizehnjährige vorbei an Gräbern und Efeuranken das Mauerwerk, suchten ein Sühnekreuz, und begaben sich auf die Spuren der ursprünglichen Besitzer Kleinmachnows, um das Wappen der Familie von Hake malen zu können. Rätselhafte Inschriften wurden gedeutet, und mit ein wenig Kopfrechnen kamen die Größeren darauf, dass die Kirche 407 Jahre alt sein muss. Martin Bindemann, der die Führungen unterhaltsam mitgestaltete, konnte auch endlich einmal zeigen, warum die Kanzel eigentlich einen "Deckel" hat. Während Katharina Seibt mit einer Schar unternehmungslustiger Kinder die Orgel inspizierte, dabei sämtliche Register zog, konnte der junge Diakon dank seines "Schall-Deckels" sich bei den übrigen Kindern noch durchaus verständlich machen.

Zeitweise 40 Kinder beteiligten sich an den Führungen, während die Eltern sich an Wildschweinbraten und Selbstgebackenem stärkten. Ungewöhnlich das große Interesse an heiliger Stätte und doch typisch für Kleinmachnow. So ist die aktive Kirchengemeinde durch den Zuzug junger Familien stetig gewachsen. Nicht nur die neu gegründete evangelische Grundschule und der Kindergarten stoßen auf breites Interesse in der Öffentlichkeit, sondern auch die erfolgreiche kirchenmusikalische Arbeit, das soziale Miteinander bei vielen Gelegenheiten und die zahlreichen großen und kleinen Aktivitäten, beispielsweise die "Rumänienhilfe". Und um dies alles weiter zu ermöglichen und die Gotteshäuser zu erhalten, habe sich der Förderverein Kirchenbauten gegründet.

So sei neben der Turmsanierung die dringende Erweiterung der Auferstehungskirche auf rund 500 Plätze vorrangiges Ziel der Vereinsarbeit, erklären Jürgen Flechtner und Wolfgang Meier-Kühn. Gemeinsam mit einem Architektur-Professor sind sie dabei, ein Projekt mit Potsdamer Studenten zum Thema Kirchenbau, -erweiterung auf den Weg zu bringen. Diese Aktivitäten möchte man im Oktober der Öffentlichkeit vorstellen.