KONSTANZE
WILD KLEINMACHNOW
Die Kirche im Dorf lassen, dass fällt in Kleinmachnow schwer. Zumindest, wenn
es um die alte Dorfkirche am Zehlendorfer Damm geht. Ursprünglich zum Gutshof
der Familie von Hake gehörend, wechselte der spätgotische Backsteinbau in
seiner 400-jährigen Geschichte, bedingt durch städtebauliche Wandlungen,
immer wieder die Perspektive. Heute liegt die Kirche am äußersten Rand des
Ortes. Und erfreut sich dabei großer Beliebtheit.
1993 wurde die Dorfkirche, während der DDR-Zeit Staatseigentum, an die
Gemeinde übertragen. Seither wurde saniert und repariert. Genutzt wird sie
hauptsächlich als Sommerkirche, zu besonderen Gottesdiensten, Hochzeiten und
für Veranstaltungen und Konzerte. Oft ist das Kirchenschiff dann rappelvoll.
Doch dies nicht ohne Konsequenzen. Schwer zu beheizen, leiden sowohl Bauwerk
als auch Kunstwerke unter hoher Luftfeuchtigkeit und ungünstigen
Temperaturen, sagt Jürgen Flechtner, Vorsitzender des im Januar dieses Jahres
gegründeten Fördervereins Kirchenbauten Kleinmachnow e.V.: "Es müssen
die technischen Voraussetzungen geschaffen werden, um die Kirche entsprechend
der Gegebenheiten zu temperieren und weitere Schäden an Bildern, Kanzel und
Altar zu vermeiden", erläutert Flechtner, der sich als Bau-Ingenieur im
Ruhestand um die Bautätigkeit im Verein bemüht.
Besonderes Augenmerk richte man auch auf den Turm, denn der wackelt. Für
seine Sanierung, die in drei Abschnitten ab 2005 erfolgen soll, veranschlagt
der Förderverein rund 230 000 Euro.
Platz schaffen hingegen will man in der Auferstehungskirche. Hier steht nicht
die Sanierung im Vordergrund. Ursprünglich als Gemeindehaus am anderen Ende
des Ortes geplant und 1953 mit Schiff und Turm zur Kirche erweitert, liegt
das Gebäude am Jägerstieg heute im Gegensatz zur Dorfkirche zentral im Ort.
Und ist dort Mittelpunkt für zahlreiche Aktivitäten, die über den Rahmen der
evangelischen Kirchengemeinde hinausgehen und den Ort kulturell und was die
Jugendarbeit betrifft, bereichern. So entstanden aus dem Schoß der
Kirchengemeinde nicht nur der evangelische Kindergarten, sondern auch eine
Grundschule in freier Trägerschaft. Und die Chöre von Kantor Karsten Seibt
zählen aktuell 385 aktive Sänger und Sängerinnen aller Altersstufen.
Kein Wunder, wenn's da bei manchen Veranstaltungen eng wird in den zwei
Kirchen, von denen jede maximal 250 Personen fasst, sagt Flechtner. So habe
der Verein das Ziel, die alte Dorfkirche zu erhalten und die
Auferstehungskirche umzubauen und zu erweitern. Rund 500 Besucherplätze
wünscht sich der elfköpfige Verein. Ein weiter Weg, vor allem finanziell.
So ist der bundesweite Tag des offenen Denkmals, am 12. September 2004, die
erste große Aktion des Fördervereins Kirchenbauten Kleinmachnow. Rund um die
Dorfkirche wird es ein dreitägiges Programm am Zehlendorfer Damm geben. Am
Freitag, 10. September, beginnt das Fest mit einem hochkarätigen Konzert zum
guten Zweck. Ab 20 Uhr sind Werke von Bach, Händel, Reger und Halvorsen zu
hören. Zugunsten der Kirchen musizieren Elisabeth Schwalke (Violine), Dietmar
Schwalke (Mitglied der Berliner Philharmoniker, Violoncello) und Helmut Kühn
(Orgel).
Bei freiem Eintritt wird um Spenden für Reparaturarbeiten an der Dorfkirche
gebeten. Nach dem Benefizkonzert lädt der Förderverein zum Gespräch mit den
Künstlern bei Wein und Käse.
Der Samstag steht im Zeichen der Familie. Von 15 bis 18 Uhr gibt es in und um
die Kirche einen Eine-Welt-Stand, eine Button-Maschine, der Männer-Kochkurs
der Kirchengemeinde lädt zum Wildschweinbraten und die Kirchenführungen
richten sich besonders an Kinder.
Auch am Sonntag nach dem Gottesdienst um 10.30 Uhr kann man bei Führungen von
12 bis 18 Uhr die Kirche noch ausgiebig erkunden.
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