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Lokalnachrichten: Potsdam-Mittelmark
04.03.2007

Flüssig und tödlich

In Ferch wurde in einer Kurve Tempo 40 aufgehoben – mit grausamen Folgen

Schwielowsee · Ferch - Tödliche Unfälle ereignen sich in Ferch nicht so oft. Als es am 28. Januar in der scharfen Rechtskurve zwischen Bahnhof Lienewitz und Ortseingang Ferch krachte, war es für viele im Dorf ein Schock. Eine Stunde hatte die Fercher Feuerwehr gebraucht, um die Unfallopfer aus dem zusammengeschobenen Suzuki Alto zu schneiden, der 21-jährige Beifahrer verstarb an der Unfallstelle. Der Fahrer (19) war auf der Schneetau-nassen Fahrbahn geradeaus weitergerutscht – gegen einen Baum – und wurde selbst lebensgefährlich verletzt. Das Dach hatte den Fahrgastraum regelrecht planiert.

Klar, die beiden Bundeswehrsoldaten waren zu schnell unterwegs. Für den Ordnungsamtsleiter von Schwielowsee, Markus Zeeb, wäre der Unfall vielleicht dennoch vermeidbar gewesen, wenn sie besser gewarnt und geschützt gewesen wären. Zeeb möchte die 40 zurück, die vor einigen Jahren dem Tempo 70-Schild gewichen sind. Er möchte Leiteinrichtungen und dass der dicht an der Kurve stehende Baum gefällt wird, der nicht zum ersten Mal mit Blech in Berührung kam. Doch Zeeb darf zwar Knöllchen an Falschparker verteilen. Was die Straßenbeschilderung angeht, hat er in seiner Kommune allerdings nichts zu melden. Zuständig ist das Verkehrsamt des Landkreises.

Dessen Fachdienstleiterin Heike Vierke-Eichler kann mit der Begründung für das neue Tempolimit ganze Seiten füllen. Die Kurve könne bei optimalen Straßenverhältnissen mit 70 km/h gefahren werden, Verkehrszeichen für „Kurve“ und „Schleudergefahr“ würden auf die mögliche Gefahr hinweisen. Und noch ein bisschen Behördendeutsch: „Erläuternd möchte ich noch hinzufügen, dass Geschwindigkeitsbeschränkungen in der Regel nur auf Grund von Verkehrsbeobachtungen oder Unfalluntersuchungen dort angeordnet werden, wo diese ergeben haben, dass für den Fahrzeugführer eine Eigenart des Straßenverlaufs nicht immer so erkennbar ist, dass er seine Geschwindigkeit von sich aus dem Straßenverlauf anpasst.“ Beunruhigend.

Laut Vierke-Eichler sei die Kurve keine „Unfallhäufigkeitsstelle“. Das bestätigt auch der Polizeischutzbereich Brandenburg: 2002 und 2003 habe es keine Unfälle gegeben, da stand offenbar noch das 40-Schild. Im Jahr 2004 gab es zwei Unfälle, nur einer wegen des Tempos, wie Polizeisprecher Torsten Ringel betont. „Der andere war ein Wildunfall.“ 2005 gab es zwei Unfälle wegen zu hohen Tempos, im Jahr 2006 auch zwei Unfälle. Bei einem sei „die falsche Benutzung der Fahrbahn“ Ursache gewesen – wohl zu hohes Tempo. Bei dem anderen steht in der Polizeistatistik ebenfalls Tempo als Ursache – zwei Leichtverletzte. Ringel erklärt, dass die Kurve damit immer noch kein Unfallschwerpunkt sei – „dazu müssen in einem gewissen Zeitraum fünf Unfälle gleicher Art mit Verletzten passieren“. Man könnte es so interpretieren: Lebenslange Behinderungen, gebrochene Gliedmaßen, Traumata und Familiendramen bestimmen, wo in Deutschland Limits gelten.

In Schwielowsee ist es nicht das erste Mal, dass das Verkehrsamt die Beobachtungen der Kommune nicht teilt. Zahlen werden an die Stelle von Erfahrungswerten gesetzt, „flüssiger Verkehr“ lautet das Stichwort. Zum Beispiel wurde das 30er-Limit vor dem Schloss Caputh aufgehoben. Seniorenheim, Kirche und Schule sind um die Ecke, dem Verkehrsamt passieren noch nicht genug Unfälle. Auch in der Kurve direkt am Fercher Ortsausgang Richtung Neuseddin würden Ordnungsamtsleiter Zeeb die zehn seit 2004 erfassten Unfälle ausreichen, um hier wie früher wieder 30 auszuschildern, nicht aber der Verkehrsbehörde des Landkreises.

Vielleicht könnte das im August 2006 verabschiedete Bürokratieabbaugesetz etwas daran ändern: Vier Kommunen haben es richtig verstanden, als sie im Dezember die Schilderhoheit beantragten. Die Landesverwaltung hat Auslegungsfragen vorgeschoben, um die Anträge ablehnen zu können. Autos fahren zu schnell, die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam. „Wir arbeiten an einer zeitnahen Lösung“, verspricht die CDU-Landtagsreferentin für Entbürokratisierung, Katja Lötzke. Das könnte Leben retten.

Henry Klix



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